Ist Ai Weiwei eitel? Drängt er sich nach vorn und schiebt das eigentliche Thema seiner Dokumentation in den Hintergrund? Manche Kritiker haben ihm dies vorgeworfen. Aber es ist wohl eher so, dass dieser Künstler seine Prominenz nutzt, um sie in Dienst zu stellen, um also möglichst viele Menschen auf ein Problem aufmerksam zu machen, das zwar punktuell im sachlich-neutralem Ton der Nachrichten auftaucht, aber auch gleich wieder untergeht. In "Human Flow" dagegen zeigt sich Ai Weiwei als insistierende, empathische und moralische Instanz. Dass es ihm mit dem Thema wirklich ernst ist, darauf weist nicht zuletzt der immense zeitliche, materielle und logistische Aufwand dieses Projekts hin und der große persönliche Einsatz des Künstlers. Ein Solidaritätskonzert für dies und das – viele Grüße an Bono! – ist jedenfalls schneller erledigt.
Der sechzigjährige Ai Weiwei, der in China drangsaliert wird, lebt inzwischen in Berlin und bezeichnet sich selbst als Flüchtling. In New York stellt er sich gerade mit seiner stadtdurchsetzenden Installation "Good Fences make good Neighbors" der staatlichen Abschottungspolitik entgegen. Und in "Human Flow" versucht er nun, den Blick auf diejenigen zu lenken, die der Not entkommen wollen, ihre Heimatländer verlassen, sich auf der Flucht vielen Gefahren aussetzen und dann oft vor jenen Grenzen stehen, die reichere Länder inzwischen errichtet haben. Man sieht in diesem Film: vom Krieg zerstörte Städte; von der Dürre verstaubte Landstriche; zerschlissene Zelte im matschigen Niemandsland; Familien, die sich durch reißende Bäche quälen; überfüllte Schlauchboote; Berge von Rettungswesten.
1 Kommentar verfügbar
Andromeda Müller
am 16.11.2017Scheint ein ganz guter möglicher "Konsens" im Westen zu sein , das die restlichen 2 Millionen Bewohner vielleicht auch mal das "Glück" haben irgendwohin ausgeflogen zu werden . Das zahlen die natürlich selbst nebst der "internationale Gemeinschaft".
Zyad Clot :"Einen Palästinenserstaat wird es nicht geben" , klärt gegen Ende auf über die Flüchtlingsfrage und wie die "Internationale Gemeinschaft" das "Problem" lösen wird.
Israel "stellt" übrigens die größte Flüchtlingsgruppe weltweit , die Palästinenser.
5.1 Mio. Palästinenser , statistisch schön bei der UNRWA angesiedelt. Unter den 14,1 Mio. Flüchtlingen unter dem Dach des UNHCR tauchen sie statistisch nicht auf , gibt es sie gar nicht. Mal wieder sehr praktisch für eine saubere PR-Arbeit.
Wer nimmt am meisten Flüchtlinge auf ? Mit Abstand die Türkei , dann Pakistan , Libanon , Iran ,Uganda , Äthiopien . Das sind vorbildliche Staaten für die EU , USA und Israel , aus denen zusätzlich noch (auch Rußland,China, Südafrika) all die Waffen geliefert werden , die Flüchtlinge verursachen .
https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/fileadmin/redaktion/PDF/UNHCR/GlobalTrends2016.pdf
https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/fileadmin/redaktion/PDF/UNHCR/Global_Trends_2014.pdf
"Wir dürfen nicht immun werden gegen diese Bilder" : Das sind wir schon lange , siehe aktuell die Rohyngia in Myanmar. Geht doch schon seit Jahren. Immun dank "Politik" und Medien , die das Land zu einer sich öffnenden "Demokratie"hochjubeln. Sanktionen ? Hier unmöglich . Schließlich darf die "westliche Wertegemeinschaft" seit kurzem Myanmar gleichberechtigt neben China und Indien auslutschen.