Aufgepasst, hier kommt der Schmeißfliegentest: Wer herausfinden will, ob am Stammtisch, im Büro oder in der Kantine eine zwar noch recht ordentlich aussehende, tatsächlich aber schon infizierte Person herumhockt, der lasse mal die kleinen Brummer los. Schon summsen sie raus aus ihrem Glasröhrchen, dem Verwesungsgeruch hinterher! Und wen sie nun erfasst haben und umschwirren, dem wird der Kopf abgeschlagen. Wie bitte? Jawohl, so macht es der düster-humorlose Mister Darcy (Sam Riley), der in seinem schwarzen Mantel aussieht wie ein Gestapo-Ermittler, tatsächlich aber im England des frühen 19. Jahrhunderts auf Jagd geht. Einem bösen Gerücht ist er nachgeritten und hat in diesem Herrenhaus unter der kartenspielenden Gesellschaft dann tatsächlich einen Herrn ausgemacht, der nicht mehr dazugehört. Und jetzt muss es raus: einen Zombie.
Wo diese Untoten inzwischen überall auftauchen! In Jacques Tourneurs schwarz-romantischem Werk "I walked with a Zombie" (1943) stolzierte noch ein Einzelner im Voodoo-Zauber durch die Zuckerrohrfelder einer Karibikinsel, im 2013 gedrehten "World War Z" agieren riesige Horden seiner Nachfahren global und überrennen die letzten Festungen der Zivilisation. Und es ist jetzt auch sowas von vorbei mit Voodoo und schwarzer Romantik! Als George A. Romero 1968 in seinem Horrorfilm "Die Nacht der lebenden Toten" den Zombie nach Jahrzehnten des Schlummers wieder auf die Leinwand brachte, hatte er ihn nämlich sehr verändert. Aus den Gräbern stand eine schweigende Masse auf, taumelte bewusstlos herum, hatte nur ein Ziel: Fleisch fressen. "Für mich hatten Zombies immer was mit Revolution zu tun", sagt der Regisseur: "Eine Generation konsumiert die nächste."
Seit Romero ist das Zombie-Genre konnotiert mit dem Kapitalismus. Banal gesagt: Wenn die Untoten wüten, ist etwas faul in der Gesellschaft und im System. Im 1978 entstandenen Nachfolgefilm "Zombie – Dawn of the Dead" lässt der Regisseur die Untoten auf eine Shoppingmall zuwanken, in der sich die letzten menschlichen Überlebenden verschanzt haben. "Eine Art Instinkt. Eine Erinnerung an das, was sie mal getan haben. Dies war ein wichtiger Platz in ihrem Leben", so erklärt im Film ein Wissenschaftler das Phänomen. Der Untote als quasi in die Erkenntlichkeit hineingesteigerter Homo Oeconomicus, als jenes egoistische und die Wirtschaftswissenschaft bestimmende Menschenmodell also, das den Mitmenschen nur noch zur Ausnutzung braucht? Nun ja, sagen wir mal: Das ist ein Teil des Phänomens. Denn ganz eindeutig kann und will der Zombiefilm in seinen Bildern und Metaphern nicht sein.
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