Dass nun die Kleinen nicht kicken dürfen, während die Großen vor allem in den europäischen Fußball-Ligen wie wild durch die Lande reisen, um ihren Beruf auszuüben und Millionen zu scheffeln, dafür ist der Staat zwar in gewisser Weise mit verantwortlich – aber in erster Linie kicken die Großen doch, weil sich die zuständigen Verbände laut dafür eingesetzt haben. Denn FIFA, UEFA oder DFB sind keine Länder, keine staatlichen Organisationen, sondern eher private Vereinigungen vorwiegend alter Männer unterschiedlichster Couleur. Und diese Männer können zunächst mal machen, was sie wollen. Meistens machen sie einträgliche Wettbewerbe, an denen teilzunehmen auf freiwilliger Basis erfolgt. Wer also nicht in Katar spielen will, weil da die Arbeiter wie Sklaven behandelt werden, der muss auch nicht dort spielen. Wer nicht an der FIFA-Fußball-WM teilnehmen will, der muss nicht. Oder an der Champions League, der Europa League, der Bundesliga. Da kann man natürlich drüber schimpfen, dass die Profis alle eine Reisefreiheit genießen, die dem Rest der Menschheit verboten ist. Aber selbst antreten tut man die Reise ja doch aus freien Stücken.
DFB-Präsident Fritz Keller könnte also durchaus den Martin Luther machen und seinen eigenen Verband aus den internationalen Zusammenschlüssen herauslösen. Vielleicht hätten er und die anderen DFB-Spitzenfunktionäre dann mehr Zeit, sich um den Amateurfußball zu kümmern. 95 Thesen an die Tür des Züricher FIFA-Todessterns nageln, dieses phantastischen unterirdischen Gebäudes auf dem Züriberg, mit Räumen aus edlem Gestein aus aller Welt, wie dem tief unter der Erde liegenden Meditation Room, einer umgekehrten Pyramide aus purem, afghanischem Onyx. Man sollte dabei aber berücksichtigen, dass Luther seinerzeit ziemlich lange gebraucht hat, bis genug andere mitmachten. Bis seine eigene Kirche einigermaßen was hermachte. Und er hatte Holztüren statt welche aus edlem Stein oder Stahl, an die er seine Thesen nageln konnte.
Für die Clubs der Fußball Bundesliga gilt Ähnliches. Auch sie sind nicht in erster Linie gemeinnützige Entitäten mit dem Zweck, zur allgemeinen körperlichen Ertüchtigung beizutragen. Das sind vor allem Wirtschaftsunternehmen. Die müssen Geld verdienen. Und gehören der DFL an, der deutschen Fußball Liga. Dort einigen sie sich auf ihre Regeln. Und wer da nicht mitmachen will, der muss nicht. Ein bisschen ist das wie ein Kartell, da fuchsen die Teilnehmer und schustern sich zu und tricksen sich aus, da ist Erfahrung gefragt und Abgebrühtheit.
Auch der VfB Stuttgart macht mit. Glücklicherweise wieder als Teilnehmer an der ersten Bundesliga. Und man darf den Verantwortlichen unterstellen, dass auch sie das wollen. Dass auch sie freiwillig mitmachen in der DFL. Sogar dem Präsidenten Claus Vogt darf man das unterstellen, auch wenn einige Doofberichterstatter und Trolle ihn beschreiben wie einen Westentaschen-Guevara mit einem IQ von knapp unter 70.
Ähnlich wie bei etlichen anderen Bundesligaclubs und ähnlich wie beim Staat auch, ist es aber beim VfB Stuttgart mit den Kompetenzen so eine Sache. Der Vorstandsvorsitzende der VfB Stuttgart AG Thomas Hitzlsperger, also der Hauptverantwortliche für den Profifußball, der ist nicht erfahren und auch nicht abgebrüht, der scheint eher heillos überfordert. Und wieso sollte er es auch nicht sein? Er war Spieler und TV-Experte, er gilt zwar als smart und neugierig und wissbegierig, aber er hat keinerlei Erfahrung in der Lenkung eines mittelständischen Unternehmens - Aktiengesellschaft, Umsatz 150 Millionen, viele Mitarbeiter, viele GmbHs hintendran. Installiert vom dunklen Ex-Präsidenten Wolfgang Dietrich, instrumentalisiert vom genauso dunklen Daimler-Personalchef Wilfried Porth, macht Hitz "The Hammer" beim VfB trotz seiner Steuerer und Einflüsterer viel falsch und kaum was richtig. Anstatt eigentlich unhaltbare Mitarbeiter sofort zu feuern, deckt und hält er sie, warum und auf wessen Geheiß auch immer. So lange, bis er sie, natürlich nur angeblich, mit einem goldenen Handschlag abfinden kann und man vermuten muss, die bekommen sogar noch eine vertragsgemäße Prämie für den Klassenerhalt oder die Platzierung in der Liga. Einen Mann wie Rainer Mutschler beschäftigt er weiterhin in der AG, zu allem Übel in leitender Funktion beim Nachwuchsleistungszentrum, wo mit gutem Beispiel und guten Manieren voranzugehen so wichtig wäre.
Brustring schwarz-grün
In Interviews mit großen und kleinen Medien äußert er, der sich auf seiner eigenen Internetseite von der "Süddeutschen Zeitung" zitieren lässt als Mann mit einem "klaren Werte- und Erfahrungskanon", bis heute kein einziges versöhnliches Wort in Richtung des Mannes, den er öffentlich aufs Übelste beschimpfte und der trotzdem immer noch Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender beim VfB ist. Mit dem er also auch in Zukunft gedeihlich zusammenarbeiten sollte "zum Wohle des VfB Stuttgart", wie es immer so schön heißt.
Dass außer dem Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden des VfB Stuttgart viel zu viele mit dem Vorgehen des Thomas Hitzlsperger scheinbar einverstanden sind, spricht bis heute Bände. Und trotzdem hat ihm Claus Vogt mehrmals öffentlich die Hand gereicht. Das grenzt beinahe an Masochismus, meine Meinung. Der Vogt im Übrigen, der ein mittelständisches Unternehmen gegründet und aufgebaut hat. Also derjenige, dem Hitzlsperger & Co. komplette Ahnungslosigkeit, Unstrukturiertheit und Inkompetenz vorwerfen. Der sämtliche Sponsoren und Investoren verschrecke und verhindere und im Verbund mit seinen ebenfalls inkompetenten Kommunistenfreunden Rettig und Özdemir den VfB quasi in die Steinzeit zurückbomben wolle.
Und jetzt hat trotz dieses Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden der VfB-Trainer Matarazzo vorzeitig seinen Vertrag verlängert, der Sportdirektor Mislintat ist auch noch da, und Medien berichten, nicht nur der grüne Cem Özdemir, sondern auch der schwarze Günther Oettinger solle in den VfB-Aufsichtsrat. Letzteren muss man zwar nicht mögen, aber ihm komplette Ahnungslosigkeit und sonstwas zu unterstellen, ist genauso dämlich wie dem Präsidenten Vogt Inkompetenz und Aufschieberitis. Natürlich wird auch berichtet, Wilfried Porth sei entschieden gegen Cem Özdemir als Aufsichtsrat. Aber, ganz ehrlich: Ich glaube, für potentielle Investoren und Sponsoren wäre es durchaus interessant, wenn wir Ö und OE im Aufsichtsrat hätten, den Brustring in schwarz und grün. Also Özdemir und Oettinger. Interessanter als die Meinung eines auch beim Daimler geradewegs aufs Abstellgleis rollenden Wilfried Porth allemal.
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W. Buck
am 04.03.2021Interessant wäre es zu erfahren, wann R.W. letztmalig ein Seminar zum…