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Nach vorn, Sozen!

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Thüringer Landtag, Sitzverteilung 5. März 1933 (der 7. Landtag wurde aufgrund der Wahlergebnisse der Reichstagswahl neu gebildet): NSDAP 47,6 %, 29 Sitze (+ 3), SPD 20,62 %, 13 Sitze (- 2), KPD 15,28 %, 10 Sitze (+- 0), Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 12,41 %, 8 Sitze (+ 8).

Deutschland (West) liegt beim Wohlbefinden der noch lebenden Menschen weltweit ganz vorn, so eine Studie aus den USA. Nachholbedarf, wie man drüben sagt, sieht man allenfalls bei Bildung, Bussen, Bahnen, Banken und Breitband. Aber während unsereins noch am Erfurter Endergebnis herummäkelt, schaut Thüringen nach vorn, wo immer das ist. Vorn wird sehr gern verwendet – etwa im Sinne von "nicht rechts, nicht links, sondern vorn", da wo Sigmar Hartmut Gabriel Auto fährt. SHG ist ein typischer deutscher Politiker, war von 2009 bis 2017 Bundesvorsitzender der SPD, ab 2013 bis 2018 Vizekanzler der KfZ-Republik. Ein ähnliches Kaliber ist der Jungsozialist Olaf Scholz (Rente mit 67, Hartz IV), der sich wegen des Wahlergebnisses nun auch für die Rechte von Minderheiten wie die der SPD einsetzen will.

Weiter so? Nein. Liebe Sozialdemokraten, ich vermisse euch, ganz ehrlich! In der Zivilgesellschaft, auf den Straßen, wenn es gegen Rechtsradikale geht, wenn wir für Vielfalt und Menschenrechte streiten. Als Zuhörende und Fragende auf vielen Podien, Debatten, beim kritischen Diskurs, als Einmischer, Querdenker, als Sozialdemokraten, die mehr als 150 Jahre lang für Frieden und Gerechtigkeit gekämpft haben, als Bündnispartner für eine neue Demokratie. Wir, das ist die Bürgergesellschaft, die bunte Mischung vieler Meinungen auf der Basis von Humanismus, von Menschenwürde. In der und für die Demokratie kann man nur erfolgreich wirken, wenn sie getragen wird vom demokratischen Engagement der Bürgerinnen und Bürger, jenseits von blinder Zustimmung, gespreizter Würde und hoheitsvoller Distanz. Ohne Menschen, die kritisch mitdenken, die mehr als bisher mitentscheiden und mitverantworten, ist kein Staat mehr zu machen, das weiß selbst meine Omi Glimbzsch in Zittau.

Keine Frage: Auch die vereinigte Linke insgesamt muss in ihrer eigenen Geschichte mit den Aufräumarbeiten beginnen, den Müll der frühen Jahre sortieren, im Nachlass der DDR stöbern, die ja auch mit den Boden bereitet hat für den Aufstieg – oder Wiedereinstieg – der Nazis heute. Ja, unangenehm, fast schmerzhaft. Augen zu und durch – das geht weder bei Ramelow noch bei Tiefensee samt Gefolge.

(Text unter lockerer Verwendung von Willy Brandts Regierungserklärung 1969)


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.


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2 Kommentare verfügbar

  • Ruby Tuesday
    am 05.11.2019
    Antworten
    Die GroKo, man könnte darunter die Große Konfusion der Neuzeit verstehen, muss nachsitzen. Worum man sich streitet, ist der Entwurf einer Grundrente, der etwa so sozial wie der Ehrensold des Bundespräsidenten Christian Wulf gerecht ist.

    Beim Thema Hartz IV - Sanktionen stand die SPD, wie heute…
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