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Der Unrechtsstaat

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Gleich drei Gratulanten in diesen Tagen: Karl Marx, Extinction Rebellion und Malaika Mihambo! Es macht glücklich. Richtig, die Schützengräben zwischen Arm und Reich werden immer tiefer, die Lücke zwischen Haben und Sein immer größer. Die Massen juckt es, kribbelt es in den Fingern, die Stimmung kippt: Keine Sau will mehr einen normalen Tretroller ohne. Revolutionärer Elan wird spürbar, freilich noch vermummt. Alle schwören auf den versandkostenfreien E-Skooter.

Der Berliner als solcher rollt damit in diesen Tagen zum Reichstag, stellt das Gefährt links ab, vermummt sich wie ein Hongkonger und wird zum Extinction-Rebellen. So ist der Mensch: Er freut sich, wenn er wegen der morgendlichen Blockaden nicht rechtzeitig Arbeit und Stempeluhr erreicht, ist aber stinksauer, wenn man ihm den Feierabend, den Appetit auf Eisbein mit veganem Sauerkraut vermiest.

Apropos Vermummung: In Katar darf man garnix, nie. Kein Eisbein, kein Bier, keine Demo, keine Vermummung. Das Hongkonger Vermummungsverbot etwa hat die dortige Regierung von unserer Regierung artgerecht abgekupfert. Chinesen eben. Auch die arabischen Terroreinheiten von Polizei und Militär greifen gern auf deutsche Sportwaffen zurück. Zielgenau, und die Qualität der Schweißnähte exakt wie bei den Waggons der Deutschen Bahn.

Meine Omi Glimbzsch in Zittau weiß natürlich: Nach § 17a des Versammlungsgesetzes ist es ihr als Demonstrantin untersagt, das Gesicht zu verdecken, die Augen mit dem leinengebundenen Grundgesetz vor Gasschwaden zu schützen, eine Sturmhaube zu tragen oder ihren Spazierstock mitzuführen. Eine Demo ist halt kein Spaziergang.

Ob verdecktes Gesicht oder nicht, ob China, Doha oder Berlin: Die Identität von Demonstranten ist den Behörden selbstredend längst und bereits bekannt, bevor sie auch nur einen Fuß auf die Straße gesetzt haben. Auch der kleinste AfD-Polizeibeamte in Thüringen kennt seine Pappenheimer.

Was nun den Unrechtsstaat als solchen angeht – die etwas Reicheren haben zeitlebens großen Wert auf gute Geschäfte gelegt, die etwas Ärmeren auf westliche Werte und gutes Benehmen bei Tische. Gute Wirtschaftsbeziehungen von allen zu allen sichern Wohlstand und Frieden, KZ hin, Gulag her. In diesem Sinne grüßen die IG Farben, Hitler und Krupp, Mao, Mengele, Franco, Stalin, unsere Muslimbrüder, Talibanis, Terroristen, Idi Amin, Erdogan, Mao, Salvini, Trump und zu guter Letzt Tamim bin Hamad Al Thani.


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.


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6 Kommentare verfügbar

  • PETER GROHMANN
    am 12.10.2019
    Antworten
    Fast alles richtig. Aber das Problem ist: Für diese Ansichten gibt es keine parlamentarischen Mehrheiten. Die Linke selbst versperrt wegen mangelnder Transparenz zu ihrer eigenen Geschichte den Blick auf bessere Zeiten - sprich:
    eine gerechte Welt.
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