Die Wasserversorgung Bad Rappenau im Kreis Heilbronn, so meldete der SWR Heilbronn in der vergangenen Woche – auch bundesweit im Ersten – habe Maßnahmen ergriffen, um Chemikalien aus dem Wasser zu filtern. Aktivkohle sei das Mittel der Wahl, "damit soll TFA aus dem Grundwasser entfernt werden". TFA, ein Stoff aus der riesigen Familie der PFAS, Ewigkeitschemikalien. Die so heißen, weil sie sich in der Umwelt ewig nicht mehr abbauen. Ein ganz besonders großes Sorgenkind ist hier TFA, Trifluoressigsäure, weil es mit gängigen Methoden überhaupt nicht aus dem Wasser heraus gefiltert werden kann .
Also Anruf beim Zweckverband der Wasserversorgungsgruppe Mühlbach, wo laut SWR dieses Aktivkohle-Kunststück vollbracht werden soll. Wie geht das, nachdem sämtliche von Kontext befragten Wissenschaftler und auch das Umweltbundesamt behaupten, das sei ein Ding der Unmöglichkeit? Denn das TFA-Molekül sei viel zu klein, um von einem solchen Filter zurückgehalten zu werden. Antwort von Alexander Freygang, dem Chef des Zweckverbands: "Das habe ich nie gesagt!" Nachsatz: Ihn wundere auch, dass die Meldung vom SWR in dieser Art verbreitet worden sei.
Wenig Bereitschaft, Fragen zu beantworten
Aber wie kommt der SWR dann dazu, einen solchen Quatsch zu versenden? Freygang kann sich das nur mit dem Gespräch erklären, das der SWR-Reporter kürzlich mit ihm geführt hat. Dies vor dem Hintergrund, dass jetzt auch in Trinkwasserquellen von Bad Wimpfen eine Konzentration der Ewigkeitschemikalie TFA gemessen wurde, die sämtliche Richt-, Orientierungs- und Gesundheitswerte um ein Vielfaches toppt (Kontext berichtete). Bis zu 319 Mikrogramm pro Liter! Eine unfassbare Größenordnung. Und noch immer weiß man nicht, woher genau diese Giftfracht kommt. Klar ist nur, dass beim Chemiekonzern Solvay in Bad Wimpfen mit TFA hantiert wird. Aber wie kommt der gefährliche Stoff ins dortige Quellwasser? Bislang war lediglich bekannt, dass Solvay (skandalöserweise mit dem Segen des Regierungspräsidiums Stuttgart) tagtäglich bis zu 24 Kilogramm von dieser toxischen Substanz in den Neckar kippen darf (Kontext hat darüber im September 2024 berichtet).
Nachdem im Bad Wimpfener Rathaus ziemlich wenig Bereitschaft zum offenen Umgang mit Fragen zur dortigen Trinkwasserbeschaffenheit herrscht, war es also naheliegend, einmal beim benachbarten Trinkwasserversorger mit Sitz in Bad Rappenau nachzufragen. Der dortige Zweckverband ist immerhin für die Wasserversorgung von 54.000 Menschen zuständig – und hier herrscht große Sorge im Hinblick auf die künftigen Herausforderungen, gesundheitlich einwandfreies Trinkwasser anzubieten. Denn ganz allgemein steigt die Konzentration der PFAS-Verunreinigung, besonders der von TFA, in der Umwelt immer weiter an.
3 Kommentare verfügbar
Judith Wenk
vor 14 Stunden„Professor Martin Scheringer von der ETH Zürich äußert Zweifel daran, dass Filtermethoden zur Entfernung von Trifluoressigsäure (TFA) überhaupt funktionieren. Die Filterung dieser Kleinstsubstanzen sei faktisch nahezu unmöglich. Um die Säure effektiv…