Walser hatte mit erhobenem Zeigefinger die "Dauerpräsentation der Schande", also den Massenmord an den Juden, kritisiert. Da bekam sein Hut ein braunes Rändchen und damit verbunden vermutlich die Nicht-Verleihung des Literatur-Nobelpreises.
Besonders geärgert haben dürfte ihn auch der Text des Literaturprofessors Detlev Schöttker in der Zeitschrift "Text + Kritik", dem ein Foto des Eiskunstläufers beigefügt war. Auszug Seite 129: "Das Reiterstandbild hingegen, wie es zwei Jahre nach seinem (Walsers) 70. Geburtstag errichtet wurde, war seit der Antike ausschließlich der Verewigung von Herrschern und Feldherren vorbehalten. Lenk begeht damit jedoch nur scheinbar einen Traditionsbruch. Er setzt vielmehr die populäre Transformation der Denkmal-Kultur fort, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Ausbreitung der Massenkultur einsetzte und dazu führte, dass nach den politischen und den intellektuellen Eliten auch populäre Unterhaltungskünstler denkmalwürdig wurden." Das vierseitige Essay schließt mit der Frage: "Weiß der Reiter hier, was er tut? Und hat er nicht eher Angst als Eile, so dass seine Haltung der des reitenden Don Quijote ähnlich wird?"
Meine Frau hätte ihn gerne als Pottwal gehabt
Ungeachtet immer heftigerer Ausfälle gegen den Reiter im Brunnen schätze ich Walser als Dichter, obwohl er an seinem 90. Geburtstag sogar den Witz bei Skulpturen ausschließen will. Er halte es für einen "ästhetischen Reinfall", sprach der "Goethe vom Bodensee" ("Südwestpresse"), weil er nicht glaube, "dass man sich in Plastik witzig ausdrücken kann".
Souverän entschwebt er zum Beispiel in seinem "Heimatlob" den üblichen Heimatduseleien der Reiseführer. Sein "Hölderlin zu entsprechen" inspirierte mich zu meinem Hölderlin-Denkmal in Lauffen am Neckar. Solche Verdienste würdigend habe ich ihn auch nicht verkehrt herum aufs Pferd gesetzt oder ihn gar als Pottwal der Deutschen Nachkriegsliteratur über den Brunnenrand ragen lassen, wie meine Frau empfahl.
3 Kommentare verfügbar
Güdemann
am 14.08.2023Unter dem Foto dieses Mannes, ein Zitat:
»Was ist eigentlich besonders an diesem herumzigeunernden Israeliten?«: Martin…