Was sehen wir auf dem Foto? Der amtierende Oberbürgermeister Frank Nopper (rechts/CDU) ist guter Dinge. Wie meist, wenn es um öffentliche Angelegenheiten geht, trägt der 60-Jährige eine ansteckende Fröhlichkeit im Gesicht, die den BürgerInnen draußen den Eindruck vermittelt, dass ihm seine Arbeit Freude macht. Gerade in diesen Zeiten ist das wichtig, weil es sich der umherwabernden Depression widersetzt und Zuversicht ausstrahlt.
Kurz vor der Enthüllung sagt er noch, der Herr Alt-Oberbürgermeister werde "heute aufgehängt", man brauche aber "keine Sorge" haben, es handle sich nur um sein Portrait. Da lacht der Backnanger und manche wundern sich. Fritz Kuhn und seine Frau Waltraud Ulshöfer schauen neutral.
Diese besondere Art von Humor hat auch schon der Bildhauer Peter Lenk erlebt, als er im Juni 2021 neben ihm saß, um über den Verbleib seiner S-21-Kretschmannskulptur zu sprechen. Nopper hatte ihn mit dem kunstvollen Wortspiel begrüßt: "Herr Lenk, beim Lenkmal müssen Sie einlenken". Da hat sogar der Provo vom Bodensee schräg gegrinst, weil die Lustigkeit zum Brüllen war und viel gelacht worden ist. Lenk wusste zwar nicht warum, aber der Typ war ihm sympathisch.
Spannungsfeld im Hemdbereich
Zurück zum Bild: Zum blauen Anzug trägt Nopper eine Krawatte in der richtigen Länge. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Kuhn, dessen Binder aufgrund seiner Kürze das Spannungsfeld im unteren Hemdbereich nicht verdeckt, was damit zusammenhängen könnte, dass sich der 66-Jährige beim "Kieser-Training" abgemeldet hat. Ebenso fehlt ihm das strahlende Lächeln Noppers, das in seiner maskulinen Anmutung über jeden Zweifel erhaben ist und manchmal an den frühen Michael Douglas erinnert. Der grüne Kuhn guckt anders. Er zwingt sich eher zum Lächeln, den Zweifel in den Augenwinkeln, die Distanz in der Körperhaltung. Liegt es an Wolfgang Schuster, der ihm über die Schulter schaut? Den hat der Gemeinderat zum Ehrenbürger gemacht und der Kretschmann zum Professor. Ihn nicht. Ihm haben sie nur die Bürgermedaille verliehen.
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Th. Maier
am 09.04.2022