Es wäre ein teurer Stinkefinger gewesen. 278,50 Euro wollte die Stadt Stuttgart von Rentner Joachim Schlegel, der einer "Querdenken"-Demo am 20. Dezember 2020 auf seine Art begegnet ist. Dem 71-Jährigen war von der Polizei ein Platzverweis erteilt worden, nachdem er sein Zeichen des Missfallens gesetzt hatte. Während sich die Demonstranten ohne Masken und Abstand unbehelligt äußern durften ("Nutten-Presse halt die Fresse"), legte die Landeshauptstadt Schlegel eine Störung der öffentlichen Ordnung zur Last, mit entsprechender Kostennote (Kontext berichtete). Dagegen hat Schlegel mit Erfolg geklagt. Sein Anwalt Martin Rapp kritisierte, dass man seinem Mandanten das Recht auf eine Spontandemonstration nehme, während es den "Irrsinn verbreitenden Querdenkern" mit allen Mittel gewährt werde. Dem vermochte das Amtsgericht Stuttgart zu folgen, es bewertete den Platzverweis als ungerechtfertigt, zumal niemand persönlich beleidigt wurde, und beschloss, die Kosten des Verfahrens der Staatskasse zu übertragen.
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Apropos Kosten für die Staatskasse: Die krisengebeutelte Union will sich erneuern, dafür braucht es frische Ideen, und in Stuttgart sieht das so aus: Die CDU-Fraktion drängt auf ein "kulturelles Glanzlicht für die Stadt", steht in der lokalen Presse. Konkreter: "Als Projekt mit internationaler Strahlkraft hat die Union eine 'kulturelle Großinstallation' (Budget: 1,5 Millionen Euro) auserkoren, die nach dem Vorbild der Verhüllung des Triumphbogens in Paris Touristen in die Stadt locken soll." … okay.
Was genau die Schwarzen zum Verschwinden bringen wollen, bleibt noch offen – doch die Kontext-Redaktion hat der innovative Vorstoß, Christo nachzumachen, zu einem sensationellen Einfall animiert: Für ein kulturelles Glanzlicht mit weltweiter Strahlkraft, das Stuttgart en passant im Wesenskern erfasst, sind wir ebenfalls künstlerisch kreativ geworden (Bild unten). Zum Vorzugspreis von 1,5 Milliarden Euro verraten wir der CDU, was sich unter unserer Verhüllung verbirgt, und übertragen die Eigentumsrechte für das Werk an die Stadt Stuttgart. Sollte das Lösegeld nicht bezahlt werden, geht unsere kulturelle Großinstallation als Spende nach München.
3 Kommentare verfügbar
SSV Ulm 1846: Love football - hate Schwurbler!
am 21.10.2021https://www.tagesanzeiger.ch/mit-einem-5-franken-budget-entlarvte-er-die-corona-verschwoerer-409237745612