Wo marodierende Tumultanten, meist unter infernalischem Gegröl, Schaufensterscheiben einschmeißen, Prachtbauten mit ihren Schmierereien verschandeln, Blumentöpfe zerdeppern und an Zäunen rütteln, kurzum: Wo sie lauthals lärmend eine Schneise der Verwüstung durch unsere Städte schlagen, kennt die deutsche Sprache einen Begriff, solche Schandtaten zu brandmarken. Als etwa eine wilde Meute unbekannter Täter jüngst in den gerade erst wiedereröffneten Badepark Ronshausen einbrach, um dort ein paar prall gefüllte Mülltonnen in die Planschbecken zu schleudern, erklärte ein konsternierter Bürgermeister: "Das ist Vandalismus pur!"
Kein Tag vergeht in der Bundesrepublik, ohne dass ihre publizistischen Organe einen Sinnzusammenhang zwischen dem ostgermanischen Stamm und zielloser Zerstörungswut herstellen. Was waren das nur für Leute? Immerhin wird hier ihre gesamte Geschichte – denn von der vandalischen Kultur ist im öffentlichen Bewusstsein ansonsten wenig verankert – auf einen Begriff reduziert, der nach den Regeln der Sprachbildung eine Wesensart erfassen soll. Gehörte es also zum Vandalenalltag, den Morgen mit einer Brandschatzung zu beginnen und sich abends mit den Schmerzensschreien seiner Folteropfer in den Schlaf zu wiegen?
3 Kommentare verfügbar
Gerald Wissler
am 13.07.2021Aber Kreuzritterei ist auch nicht gerade ein geeigneter Ersatz.
Immerhin dauerte es 458 Jahre, bis sich überhaupt mal ein Kreuzzug in Bewegung setzte, das seit…