Woher stammt das Mikroplastik, das in unsere Umwelt, unsere Ackerböden, ja sogar in unsere Blutbahnen gelangt? Der größte Verursacher ist mit 33 Prozent der Reifenabrieb von Autos, sagt Franz Brümmer, Professor am Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme der Universität Stuttgart, auf dem (Online-)Kongress Plastikverhütung in Ludwigsburg. Der Rest verteilt sich auf so viele Einzelursachen, dass jede nur noch im einstelligen Prozentbereich liegt.
Verkehr war jedoch nicht Brümmers Thema, sondern Sportplätze. Sport- und Spielplätze stehen mit dreieinhalb Prozent an fünfter Stelle der Mikroplastik-Verursacher. In Deutschland spielen Profi-Fußballer nach wie vor auf natürlichem Rasen, weil die Verletzungsgefahr niedriger ist als auf Kunstrasen. Aber international und im Amateurfußball breitet sich der Kunstrasen immer mehr aus. Allein in Deutschland gelangen von diesen Plätzen Jahr für Jahr 16.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt.
Dabei geht es nicht in erster Linie um die Halme, die sich natürlich auch mit der Zeit abnützen. Der Kunstrasen ist leicht wie eine Plastikfolie und muss beschwert werden, um am Boden zu bleiben: entweder mit Sand oder mit Plastikgranulat. Oft wird das Granulat genommen und es ist kaum zu vermeiden, dass diese kleinen Kunststoffteilchen sich bald auch außerhalb des Spielfelds wiederfinden. Brümmer gibt sich nicht der Illusion hin, das ließe sich verhindern. Doch er weiß, wie sich der Umwelteintrag verringern lässt: etwa mit Rinnen um das Spielfeld oder mehr Sorgfalt bei der Pflege.
Schlecht abbaubar: Plastikmüll im Magen
Sport und Plastik – ein weites Feld, das im Mittelpunkt des Kongresses stand. Eine weitere Mikroplastik-Quelle sind Textilien, die heute häufig aus Kunstfasern bestehen. Also auch die Trikots von Sportlern. Kein einziger Bundesligaverein verwende biologisch hergestellte, fair gehandelte Trikots, berichtete Thomas Müller – nicht der von 1. FC Bayern München, sondern Thomas Müller von der TSG Rohrbach aus Heidelberg. Die Turn- und Sportgemeinde Rohrbach dagegen hat in ihrem Leitbild festgehalten, stets auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit zu achten. Für Müller wichtig, denn gerade der Sport habe eine Vorbildfunktion.
Veranstalter des Plastikverhütungs-Kongresses ist das Naturvision-Filmfestival zusammen mit der Stadt Ludwigsburg. Dort findet das Festival, 2002 von Ralph Thoms in Neuschönau im Bayrischen Wald ins Leben gerufen, seit 2012 statt. Thoms geht es nicht nur um gute Filme, sondern auch um "Denkanstöße zu wichtigen Zukunftsfragen". Gerade der Film kann die Folgen der Plastikvermüllung vom anderen Ende der Welt anschaulich verdeutlichen.
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