Dazu kommt, dass viele Entscheidungen vom Kultusministerium immer wieder viel zu kurzfristig geändert wurden. Wie etwa letzten Donnerstag, als verkündet wurde, dass nun doch erlaubt wird, dass auch SchülerInnen, die nicht in Prüfungen stecken, in den Schulen unterrichtet werden dürfen. Freitag war aber Feiertag, so dass die Schule keine Chance mehr hatte, die neue Regelung, die vor allem für unsere HauptschülerInnen immens wichtig gewesen wäre, zeitnah umzusetzen. Auch die Erlaubnis der Stadt Stuttgart, dass wir nun doch auch in der Schulaula und Mensa Unterricht abhalten dürfen, kam erst, nachdem wir unsere Raumplanung für die kommenden Wochen längst fertig hatten. Die mussten wir dann nochmal neu in Angriff nehmen, denn die Tatsache, dass in einer Aula oder Mensa wesentlich mehr Menschen untergebracht werden können, eröffnete uns ganz neue Möglichkeiten.
Problematisch ist auch die Umsetzung vieler Hygienevorschriften des Landes: etwa, dass die Handkontaktflächen aller Schul-Arbeitsmittel, die von mehreren Personen benutzt werden (wie Telefon, Kopierer, Tastaturen und Mäuse), vom jeweiligen Nutzer vor Gebrauch desinfiziert werden müssen. Wie soll das funktionieren an den Kopierern morgens um acht Uhr, wenn alle LehrerInnen am liebsten gleichzeitig ihr Unterrichtsmaterial vervielfältigen würden?
Die Unplanbarkeit der Dinge nervt. Erst mussten wir davon ausgehen, dass die Schulen am 20. April wieder geöffnet werden. Dann wurde recht kurzfristig entschieden, dass nur die Prüfungsklassen kommen dürfen, und das auch erst ab 4. Mai. Alles andere bleibt nun auf unbestimmte Zeit erst einmal offen. Ich weiß nicht, wann ich meine SchülerInnen wiedersehen werde. Wie soll ich da planen?
Geht es um SchülerInnenbespaßung?
Auch fehlt eine allgemeine Zielvorgabe. Wir wissen ja gar nicht, wofür wir gerade arbeiten. Geht es um SchülerInnenbespaßung? Ich darf jedenfalls keine Klassenarbeiten schreiben und Noten geben. Und ich soll nichts unterrichten, was beispielsweise im nächsten Schuljahr abiturrelevant ist, weil ich nicht voraussetzen kann, dass mein Unterricht alle SchülerInnen auch wirklich erreicht. Schließlich hat nicht jeder und jede einen eigenen Laptop zuhause, oder vielleicht ist jemand an Corona erkrankt und im Krankenhaus. Wir brauchen also dringend Lösungsvorschläge dafür, wie wir mit dem Stoff und der verknappten Unterrichtszeit bis zu den Prüfungen umgehen sollen.
Insgesamt hapert es an allen Ecken an der Kommunikation. Auch an unserer Schule. Alle stehen unter enormem Druck, wir müssen ständig mit diesen kurzfristigen Änderungen hantieren. Weswegen viele KollegInnen bis zum vergangenen Wochenende noch gar nicht wussten, ob sie in dieser Woche in der Schule präsent sein müssen. Das hat auch mich gestresst, die ich ja in meinen Klassen nicht in prüfungsrelevanten Fächern unterrichte und deshalb als Aufsichtspersonal in Frage komme. Aber wenn ich nicht weiß, an welchem Tag ich in die Schule kommen soll, wie soll ich da meinen Fernunterricht, den ich ja weiterhin abhalten muss, organisieren? So was macht mich nervös.
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