Eine gewisse Erleichterung ist dem Landrat anzumerken. Nicht, dass Günther-Martin Pauli jetzt in Jubel ausbrechen würde, aber so viel darf schon sein: "Es ist gut und passt." Der CDU-Politiker meint die neue Nutzung der Gaststätte Waldhorn und deren künftigen Eigentümer, das Diasporahaus Bietenhausen. Die NPD, die dort ihre Landeszentrale errichten wollte, ist endgültig draußen, ein "starker Partner" drin. <link http: www.kontextwochenzeitung.de politik jugendhilfe-statt-npd-3353.html _blank external-link-new-window>Pauli hatte sich stets geweigert, über das "Stöckchen NPD" zu springen, sprich das Waldhorn zum überhöhten Preis zu kaufen. Einziehen werden nun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, zehn an der Zahl, betreut von fünf Vollzeitkräften, die ein nahezu ideales Zuhause vorfinden werden, wie der Direktor des Diasporahauses, Gerhard Jauß, sagt. Einzelzimmer, Bereitschaftsräume, Küche, Platz für Tischtennis und Kicker, "einfach klasse". Im Mai, so hofft er, kann's losgehen, wenn die notwendigen Renovierungen abgeschlossen sind. Er sei einfach glücklich.
Besonders freut sich Jauß über Meßstetten. Wie in Kontext mehrfach berichtet, war das Waldhorn in der 10 000-Einwohner-Gemeinde ein Politikum, man könnte auch sagen, ein Symbol der Angst. Der Eigentümer und Wirt, Niko Lustig, ein vermeintlicher Filou, der Bürgermeister, Lothar Mennig, ein stockkonservativer Haudrauf, der nie über einen Kauf verhandeln wollte, der Gemeinderat eine schwarze Mehrheit und dann noch die Landeserstaufnahmestelle Lea in nächster Nähe. Ein explosives Gemisch, so war es lange.
Seine Verhandlungen hätten das "Schnaufen nicht vertragen", erzählt Jauß, wohlwissend, dass er sich in einem Minenfeld bewegte. Freudiges Willkommen wäre ein Euphemismus gewesen, in Meßstetten, jenem Hort des Pietismus. Doch siehe da, als er am 3. Februar seine Pläne im Gemeinderat vorstellte, auf Anraten von Landrat Pauli, gab's nicht nur eine zustimmende Zurkenntnisnahme, sondern Beifall. Von der CDU und den Freien Wählern. Die nervige NPD-Debatte war vom Tisch, ein seriöser Träger im Saal und ein Problem gelöst, das die kleine Stadt über fast ein Jahr in den Schlagzeilen gehalten hat. Das "braune Herz Baden-Württembergs", das ist keine gute Werbung. Demonstranten vor dem Rathaus ("Keine Basis der NPD") sind es auch nicht.
Hinzu kommt, dass sich die Lage auf der Zollernalb (vorläufig) entspannt hat. Der Blockierer Mennig, der alte Schultes, ist seit Jahresende weg, und der Ministerpräsident war da. Beim Bürgergespräch am 15. Januar hat sich Winfried Kretschmann für die Überbelegung der Lea entschuldigt, die einst für tausend Flüchtlinge geplant war und plötzlich 3000 beherbergen musste.
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Rolf Steiner
am 11.02.2016