Es klang wie ein Befehl. "Brust raus!" Unter diese Maxime stellte Präsident Bernd Wahler seinen programmatischen Auftritt bei der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart Ende Juli in der Porsche-Arena, als er den alten württembergischen Wappenspruch "Furchtlos und treu" als künftiges offizielles Leitbild des Klubs propagierte. Um eventuelle Kritik zu kontern, eine derart angejahrte Devise spreche der zugleich angestrebten Verjüngungskur der Weiß-Roten Hohn, präsentierte der vormalige Marketing-Manager von Adidas das neue Motto vorsorglich im modischen Gewand: furchtlosundtreu, in einem Wort geschrieben, soll Schwabens Fußballstolz neuen Glanz verbreiten und prangt fortan - in weißer Schrift auf schwarzem Grund - samt VfB-Wappen auf dem Mannschaftsbus.
Doch statt den erhofften donnernden Applaus erntet der VfB seitdem neben pflichtschuldiger Ergebenheit aus der Cannstatter Kurve ("Besser als nix") harsche Kritik und beißenden Spott. Er beweise ein seltsames Geschichtsbewusstsein, exakt hundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs jenen Leitspruch aus der Versenkung zu holen, mit dem Tausende Angehörige württembergischer Regimenter auf die Schlachtfelder jenseits des Rheins und in den Tod gezogen seien. Selbst linker Umtriebe Unverdächtige, wie das VfB-Ehrenmitglied Matthias Kleinert, schütteln darüber nur den Kopf.
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Michael Jarosch
am 10.09.2014