Die Stuttgarter Medien haben beschlossen, den VfB Stuttgart im Abstiegskampf zu unterstützen. Das ist ganz wunderbar. Nur: Warum hat uns niemand gefragt? Kontext wäre sicher dabei gewesen, weil es ganz neue Fenster aufgemacht hätte. Warum als Nächstes nicht eine Kampagne für Angela Merkel fahren ("Jetzt schwarz!"), im Interesse Deutschlands selbstverständlich? Warum nicht eine für Daimler ("Jetzt silber!"), im Interesse des Wirtschaftsstandorts Stuttgart? Unberührt davon wären natürlich auch unsere "kritisch-neutrale" Berichterstattung und die nötige journalistische Distanz geblieben.
Rein sportlich betrachtet, wäre auch der SC Freiburg ("Jetzt auf einen Streich!") in Frage gekommen. Der kämpft mit Löwenmut und vergleichsweise kleinem Budget gegen den Abstieg. Die Freiburger wären gewiss auch ganz traurig, wenn sie ihr Badnerlied vor Erzgebirge Aue absingen müssten. Und was ist mit den Stuttgarter Kickers ("Jetzt blau!")? Nur deshalb nicht helfen, weil der S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich dort seine Finger im Spiel hat? Auf keinen Fall, das ließe uns völlig unberührt. Ganz zu schweigen von den vielen kleinen Krautern im Sport, die den Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern die Bude einrennen, um wenigstens eine Sekunde Aufmerksamkeit zu kriegen. Wie wär's etwa mit den Wasserballern des SV Cannstatt ("Jetzt nass!")? Die waren auch mal Deutscher Meister.
Aber daran haben die medialen Brustringer in Stuttgart-Möhringen halt nicht gedacht, in ihrem horizontal beschränkten Helfereifer. Doch sage keiner, sie seien nicht auf das Problem hingewiesen worden. Der Südwestrundfunk, der ihnen Flügel verleihen sollte, bedauerte, nicht teilnehmen zu können. Der Sender fühle sich fürs ganze Land zuständig und könne sich, aus journalistischen Gründen, nicht mit dem VfB gemein machen, entschied SWR-1-Programmchef Thomas Dürselen. Für den SWR soll jetzt das Stuttgarter "Wochenblatt" nachrücken.
Karikaturist Kostas und das grüne Wahlplakat
Jetzt hingucken, sagen wir von Kontext, und zwar auf die Karikaturen von Kostas Koufogiorgos. Der berichtet aus dem Leben eines Karikaturisten und zeigt Beispiele seines Schaffens. Und zwar am kommenden Mittwoch, 23. April um 18 Uhr im Württembergischen Kunstverein auf Einladung des Vereins Artikel 5.
Ganz aktuell: Seine bissige Zeichnung zum heiß diskutierten grünen Wahlplakat, das mit einer üppigen Platane wirbt und dem Spruch: "Auch so sehen Standortvorteile aus." Dieses Plakat hat für heftige Diskussionen nicht nur auf unserer Facebook-Seite gesorgt. Viele S-21-Gegner, die vergeblich für den Erhalt der Bäume im Schlossgarten gekämpft hatten, fühlen sich provoziert. Ein gefundenes Fressen für einen Karikaturisten.
4 Kommentare verfügbar
Dada
am 19.04.2014