Die Stimme des Volkes kann manchmal laut und fordernd sein. Zumindest auf dem Fußballplatz. Da haben die Fans, beim Spiel ihres VfB gegen Braunschweig, ihren Job gemacht. 90 Minuten gegrölte Dauerunterstützung. "Wir sind immer für euch da, kämpfen, siegen" und so weiter. Die Männer und Frauen der Cannstatter Kurve geben alles und ertragen dabei auch jeden noch so tristen Gurkenpass oder Stockfehler stoisch. Die Edlen auf der Haupttribüne pfeifen sich dagegen ihren Frust von der Seele. Und nach dem Abpfiff auch die Fans, aber erst dann.
Während das Stadion so gut wie leer ist und sich die Business-Fraktion am Büffet mit schwerem Roten beruhigt, platzt dem gemeinen Fan der Kragen. "Wir wollen den Vorstand sehen", brüllen sie mit verzerrten Gesichtern und schwingenden Fäusten aus dem immer noch proppenvollen Fanblock. "Stellt Euch." Aus den Lautsprechern der Arena tröpfelt dagegen sanft die schwäbische Liebeserklärung "VfB, i steh zu Dir" von Wolle Kriwanek. Aber das wirkt jetzt auch nicht mehr. Eine Legion Ordner marschiert auf, einige Fans, die über die Absperrung drängen, werden im Polizeigriff aus dem Stadion gezerrt. Die Situation droht zu kippen, aber dann kommen sie tatsächlich, die Herren des VfB.
Bernd Wahler, der Präsident, vorneweg. Dahinter Sportdirektor Fredi Bobic und Finanzvorstand Ulrich Ruf. Das ist das komplette Präsidium des Bundesligisten. Wahler, erst seit ein paar Monaten im Amt, genießt offenbar selbst in dieser brenzligen Situation noch Welpenschutz, Kassenwart Ruf ist länger beim VfB, als die meisten Fans alt sind, also bekommt der Manager, der Fredi, den Zorn ab. "Bobic raus", hallt es, und als er den Zusammenhalt beschwören will, wird er niedergepfiffen. Für die Fans, das ist klar, ist er der große Übeltäter. Er und ein bisschen auch Trainer Thomas Schneider, der ein paar Stunden später entlassen wird.
Der VfB ist so etwas wie ein 80-Minuten-Club
Ist Bobic tatsächlich der Grund allen Übels? Zunächst einmal ist die Situation sportlich doch sehr speziell, der VfB im Moment so etwas wie ein 80-Minuten-Club. So lange geht's so lala, danach wird es aber ebenso unerklärlich wie sportlich grausam. Gegen Braunschweig, gegen die Bayern, gegen Mainz, Leverkusen, die Hertha und in Frankfurt. Am Ende standen sie in ganz kurzen Hosen da. Ohne diese Last-Minute Niederlagen läge der VfB jetzt auf Platz 12.
8 Kommentare verfügbar
Michael
am 18.03.2014Grüße aus Karlsruhe