Die Worte waren wohlüberlegt und sehr weise gewählt: "Ihr seid einfach geil", sagte der taz-Leser aus dem Norden und reckte beide Daumen hoch. Klare Aussage, finden wir prima. Am vergangenen Wochenende haben die Kontextlerinnen Anna Hunger, Sibylle Wais und Finanzvorstand Johannes Rauschenberger unserer Partnerzeitung taz, der wir immer samstags in Auszügen auf vier gedruckten Seiten beiliegen, wie jedes Jahr zur Genossenschaftsversammlung einen Besuch abgestattet. Mit Infostand, Postkarten, Stickern und selbstredend Kontext-Ausgaben. Empirische Leser:innen-Forschung gab es gratis obendrauf: Ein Berliner beispielsweise fand Kontext in der taz immer unnötig. "Was will ich mit Artikeln aus Stuttgart?", dachte er sich und überblätterte uns am Wochenende geflissentlich. Dann aber sei ihm "aus Versehen" mal ein Kontext-Artikel unter die Augen gerutscht und den fand er überraschend gut. Seit dieser unerwarteten Erfahrung sei er ganz begeistert und lese unser Blatt jeden Samstag mit großer Freude. Falls Sie uns also bisher überblättert oder weggeklickt haben: Bleiben Sie doch ein bisschen!
Bleiben würden vor allem Ärzte aus dem Ausland gerne im Fachkräftemangelland Deutschland, dessen Gesundheitsvorsorge immer weiter zerspart wird, aktuell zu sehen am Krankenhaus Herrenberg. Vor Kurzem hat unsere Volontärin Franziska Mayr einen Arzt und eine Ärztin aus Kolumbien portraitiert und deren Probleme bei der Anerkennung ihrer Ausbildung beschrieben. Zur Fachsprachenprüfung gehört auch das Verstehen von Dialekt, in diesem Falle breites Schwäbisch. Wer da nicht mehr mitkommt, ist raus. Kurz nach Veröffentlichung des Artikels erreichte uns eine hübsche, bunte Postkarte. Den Test, schrieb uns die Leserin, hätte sie damals auch nicht bestanden, als sie frisch aus dem Norden nach Stuttgart kam. Wer sagt schon Fuß zum Bein oder Teppich ("Tebbich") zu einer Decke? "Ob dieser Sprachtest auch bei Ärzten/Ärztinnen aus Friesland, dem Ruhrgebiet ... gemacht wird?" Das wäre dann eine gewaltige Erweiterung des Prüfungsstoffes, "eine ganz neue Branche im Bildungswesen".
Stichwort Bildungswesen: In den kommenden drei Monaten wird Kontext immer donnerstags zur Lehrkraft. Kontext lebt von Spenden (unsere Arbeit unterstützen können Sie hier) und als gemeinnütziger Verein bieten wir immer wieder Bildungsveranstaltungen an. In diesem Jahr sind wir an der Bismarckschule in Stuttgart-Feuerbach, um mit der 8b eine Zeitung zu machen. Was wir in den ersten beiden Schulstunden mit den Schülerinnen und Schülern erlebt haben, lesen Sie in dieser Ausgabe. Aber Vorsicht: Die 8 kann viele Bedeutungen haben – sagt zumindest Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper, und der weiß eine ganze Menge über diese Zahl.
Wenig Wissen dagegen gibt es über Eritrea, geschweige denn darüber, warum Eritreer:innen in Deutschland sich derzeit befehden. Die Geschichte Eritreas ist kompliziert und sorgt bis heute für Konflikte – doch das Interesse für diese Menschen bei uns ist gering. Dabei sollte ein Einwanderungsland sich kümmern um seine mehr oder weniger neuen Bürger:innen. Sonst gibt es böse Überraschungen wie jüngst in Stuttgart.
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Arnold
am 20.09.2023