Am Freitag, 2. Mai ist in Stuttgart gegen 18 Uhr am Olgaeck der Fahrer eines Mercedes-Geländewagens in eine Gruppe von Fußgänger:innen gefahren, die auf der Verkehrsinsel an der Stadtbahnhaltestelle warteten. Eine 46-jährige Frau starb wenig später im Krankenhaus, sieben Menschen wurden teils sehr schwer verletzt, darunter drei Kinder. Der 42-jährige Fahrer war mit seinem kleinen Sohn vom Charlottenplatz kommend geradeaus bergauf Richtung Degerloch unterwegs, als er die Kontrolle über sein Auto verlor. Ob er zu schnell fuhr oder abgelenkt war, ist Teil der polizeilichen Ermittlungen. Der schwere Wagen verbog das Stahlgeländer am Bordstein und das Geländer an der Treppe zur Haltestelle.
Seitdem stellen wir uns das Grauen vor, das die verletzten Kinder und etliche Umstehende an diesem Abend erlebt haben. Wir trauern mit den Kindern, dem Ehemann und den Eltern der getöteten Frau und wir bangen um die Verletzten. Den Opfern nahestehende Menschen, aber auch viele, die das Geschehen miterleben mussten, sind seit jenem Freitag traumatisiert. Körperlich geschädigt sind die verletzten Kinder, von denen einige noch lange, womöglich ihr Leben lang mit den Folgen des Unfalls zu tun haben werden. Wie sollen sie jemals wieder Vertrauen in unseren Straßenverkehr gewinnen, dem sie täglich ausgesetzt sein werden? Auf den Fotos vom Unfallort sahen wir diesen absurd großen Geländewagen. Eine derartige Verheerung kann man wohl nur mit einem Fahrzeug von drei Tonnen Gewicht anrichten. Wenn ein SUV- oder Geländewagenfahrer Menschen zu Fuß oder auf Fahrrädern anfährt, sterben sie nachweislich häufiger, als wenn sie von einem kleineren Pkw angefahren werden.
Dass jemand mit großer Wucht in uns hineinfährt, die wir uns auf Fußgängerinseln drängen, an Ampeln warten oder auf Fußwegen gehen – damit müssen wir stets rechnen. Fünf Tage nach dem Stuttgarter Vorfall raste in München ein SUV in eine Bahnhaltestelle und verletzte drei Menschen schwer. In Nürtingen tötete ein Autofahrer im vergangenen Juni eine Person und verletzte zwei schwer, die an einer Ampel auf dem Gehweg warteten. Im Oktober tötete in Esslingen ein Autofahrer eine Mutter und ihre beiden Kinder auf dem Gehweg. Wo auch immer wir in einer Stadt stehen, gehen oder radeln, immer sind wir dieser tödlichen Gefahr ausgesetzt, die vom Autoverkehr ausgeht.
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P. Dawgg
vor 3 Stunden