Wenn ich manchmal an diese Anfangszeit zurückdenke und mich frage, was aus all den abgehalfterten Gestalten geworden ist, mit denen ich dereinst mittwochvormittags verkatert bei Pressevorstellungen im Atelier am Bollwerk rumhing, finde ich deren Namen zuverlässig bei Kontext. Redakteur Oli Stenzel zum Beispiel, der unsereinen nicht weniger zuverlässig in den unpassendsten Momenten anklingelt, während man etwa im Europäischen Parlament zu Brüssel tagt, und der sich dann erkundigt, ob man sich nicht rasch für einen launigen Kontext-Artikel in einer abgefuckten Albkaserne mit Winfried Kretschmann ein paar Panzerhaubitzen oder irgend so einen Scheiß anschauen will, ich höre da ehrlich gesagt schon gar nicht mehr richtig zu.
Dabei hätte ich es wissen müssen: Schon früh haben die Redakteure im Möhringer Pressehaus mich gewarnt und mir jungem Knaben regelmäßig erklärt, was für ein Sauhaufen Kontext eigentlich ist. "Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht!", riefen sie, doch ich Esel hörte nicht hin. Sicher, heute erfahren dieselben Redakteure, was für ein Sauhaufen ihr Pressehaus eigentlich ist, und das eher noch aus Kontext als von der eigenen Führungsetage, aber darüber will ich mich hier nicht lustig machen, als Satiriker trete ich nicht nach unten. Lange habe ich mich nach meinem dortigen Abschied jedenfalls gefragt, wie es der SWMH möglich war, die konkurrenzbefreiten Blätter StN und StZ trotz vergleichsweise üppiger finanzieller Ausstattung dermaßen zu ruinieren. Doch dank Kontext weiß ich jetzt, dass es nicht aufs Budget ankommt: Man kann auch mit wenig Geld keinen Erfolg haben.
Wenn Christoph Sonntag eine Zeitung wäre ...
Bei einer Zeitung geht's indes ohnehin nicht um Kohle, sondern um Qualität. Und die hat bei Kontext eben niemals nachgelassen, weil hier schon seit dem ersten Tag derselbe niveaulose Schrott bzw. Stiefel runtergeschrieben wird. ("Susanne Stiefel", noch so ein alberner Nom de Plume.) Vor Kompetenzverlust, wie ihn andere Häuser erleiden, ist man dank des einzigartigen Kontext-Konzepts gefeit, vertraute man doch von Beginn an auf federführende Vollversager. Das zieht sich durch von Josef-Otto Freudenreich, der es auch nach 11 Jahren noch immer nicht geschafft hat, StZ-Chefredakteur Dorfs zum Porsche-Pressesprecher zu schreiben, bis zu Krückenkolumnist Joe Bauer, der so alt ist, dass ich ihm während der Pandemie angeboten hatte, für ihn einkaufen zu gehen. Seine undankbare Antwort: "Eher spann ich deine Leiche auf die Pestkarre, Weichei!" Die typische Kontext-Arroganz.
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Wolfgang Dewor
am 14.06.2022