Wohlstand hat Nebenwirkungen, das weiß Ramsauer. Der Wohlstandsapostel und Verkehrsminister möchte gern mit diesem Sprüchle die schlaflosen Nächte unter den Teppich der Fraport kehren. Er versteht sein Volk und dessen bundesweite Klagen über den Fluglärm, schränkt aber angesichts der Massenproteste gegen den Fluglärm von 70 000 Bürgerinnen und Bürgern ein: Es hat Nebenwirkungen.
Nebenwirkungen hat's immer, was uns die Ramsauer und Co KG über viele Jahre lang eingehämmert haben: schneller, breiter, besser, höher, weiter, tiefer – wobei Letzteres nur für die Gläubigen in Baden-Württemberg gilt. Wer das Schnelle will und den Wohlstand obendrauf, als doppeltes Sahnehäubchen, muss bluten. Flughäfen samt neuen oder alten Start- und Landebahnen fallen weder vom Himmel wie ab und an ein Flugzeug, noch gehen sie verloren wie Fluggepäck bei der Fraport – sie werden wie alle anderen Produkte nach den Gesetzen der Marktwirtschaft verkauft. Dort ist Profit das oberste Credo, und husch, husch, kommt zum Schneller das Mehr hinzu und zum Mehr das Viel.
Wohlstand also. Wenn ein Flieger über die Betten donnert, war's nicht der Opa. Und wenn die Tomanten über Nacht den ganz speziellen Duft und Geschmack von verbilligtem Flugbenzin annehmen, war's nicht der böse Nachbar, sondern der gute Bube von der Lufthansa oder der Air Chinesia: Die Norm gilt weltweit.
Vom Wohlstand hat sich meine Omi Glimbzsch aus Zittau ein Häuschen in Hattersheim gekauft, quasi gegenüber der neuen Start- und Landesbahn. Einen Ruhesitz fürs Alter, alles auf Raten, abzuzahlen an ihre Bad Bank. Doch seit sie im freien Westen lebt, spuckt sie Gift und Galle – sie hört saumäßig schlecht, aber neuerdings so gut, dass sie nicht mehr schlafen kann. Nun will sie rasch ihr klein Häuschen verscheuern und nach Berlin-Schönfeld ziehen. Sie hat da ein günstiges Angebot.
Wenn die Stimmung kippt beim Verbraucher, holt man sich eine vernünftige, erfahrene Werbeagentur, die gut Wetter machen kann, auch wenn's Tränen regnet. Ich schlag den Frankfurtern Burson-Marsteller vor, Spezialist für Kommunikation. Die Jungs und Mädels wissen, wie man Image aufpoliert. Sie haben für Union Carbide nach dem Chemie-Unfall in Bhopal die Dinge wieder ins rechte Licht gerückt, das saudische Königshaus aufpoliert und sind der argentinischen Junta beigesprungen, als es um 35 000 Tote ging. Nur beim rumänischen Exdiktator Nicolae Ceausescu ging die Chose in die Hose. Als Slogan stelle ich mir vor: Wohlstand für alle.
Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die AnStifter.
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