Eine kenianische Kleinbäuerin und ein Wall-Street-Banker, eine deutsche Staatssekretärin und ein irakischer Polizist leben in sehr verschiedenen Lebenswelten. Und doch sind sie durch ein globales Netz miteinander verbunden, das dafür sorgt, dass die Staatssekretärin den Kaffee aus Kenia trinkt und das Penthouse des Bankers mit Öl geheizt wird, das durch Pipelines fließt, die vom irakischen Polizisten bewacht werden. Dieses komplexe Netzwerk hat, wie alle sozialen Systeme, eine Geschichte, es hat einen Beginn, eine Entwicklung und irgendwann auch ein Ende.
Die Megamaschine
Die einen nennen es das "moderne Weltsystem", die anderen den globalen Kapitalismus. Ich benutze dafür die Metapher der "Megamaschine", die auf den Historiker Lewis Mumford zurückgeht. Die moderne Megamaschine ist vor etwa 500 Jahren in Europa entstanden und hat sich seither mit geradezu explosionsartiger Geschwindigkeit um den Globus verbreitet. Sie war von Anfang an für einen Teil der Weltbevölkerung mit einer sagenhaften Reichtumsvermehrung verbunden, für die Mehrheit aber mit Verelendung, radikaler Ausbeutung, Krieg und Völkermord und nicht zuletzt der Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen.
Die ökonomischen Strukturen waren – und sind es bis heute – auf die Existenz von Staaten angewiesen, die in der Lage sind, Eigentumsrechte durchzusetzen, Infrastrukturen bereitzustellen, Handelsrouten militärisch zu verteidigen, wirtschaftliche Verluste aufzufangen und Widerstand gegen die Zumutungen und Ungerechtigkeiten des Systems unter Kontrolle zu halten. Zu diesem Ganzen gehört noch ein ideologischer Überbau, der dazu dient, die gewaltsame Durchsetzung und Ausbreitung des Systems zu rechtfertigen und als eine heilbringende Mission darzustellen. Eine heute beliebte Form davon ist die Beschwörung der "westlichen Werte".
9 Kommentare verfügbar
Hertle
am 25.03.2017Frage: warum kein Hinweis auf das Buch: "Das Ende der Megamaschine - Geschichte einer scheiternden Zivilisation"?
Nicht alle wohn im Raum Stuttgart und können die Transformationstagung vom 24. bis 26. besuchen - leider!
Bitte Hinweise auf das Buch nachholen- Danke!
G.…