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Gröners Bauprojekte in Karlsruhe

Befreiungsschlag oder letzter Versuch?

Gröners Bauprojekte in Karlsruhe: Befreiungsschlag oder letzter Versuch?
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Bauunternehmer Christoph Gröner freut sich über frisches Geld. Ein österreichischer Investor ist offenbar bereit, viele Millionen in das mehr als marode Geschäft des Karlsruhers zu stecken. Für die vielen Gröner-Gläubiger dürfte das kaum genug sein.

Seit zwei Jahren reiht sich bei Christoph Gröner Rückschlag an Rückschlag: Insolvenzen, Gerichtsverfahren, ausbleibende Zahlungen, stillstehende Bauprojekte. Jetzt scheint er einen Ausweg gefunden zu haben. Erstmals soll wieder von außen Geld in Gröners Konzern fließen: 30 Millionen Euro von einer GmbH aus Österreich. Noch bestehe nur eine Grundsatzvereinbarung zu ihrem Einstieg, die der Gröner-Konzern selbst vermeldete. Doch reicht das, nach Jahren nicht eingelöster Versprechen, für einen Befreiungsschlag – und um das Karlsruher C-Areal mit rund 1.000 Wohnungen tatsächlich zum Blühen zu bringen?

Damit verfügt die CGRE AG, über die Gröner den Weiterbau des C-Areals abwickeln will, jetzt zwar über 30,6 Millionen Euro frisches Geld. Doch der Preis für diese Finanzspritze ist bemerkenswert: Gröner müsste große Teile seiner Anteile und Kontrolle abgeben. Die Zweidrittelmehrheit würde künftig beim "strategischen Investor", der Jussak A GmbH, liegen. Ob das der Durchbruch oder eher ein Eingeständnis seiner geschwächten Position ist, liegt im Auge des Betrachters. Für die betroffenen Städte und Wohnungssuchende ist die Frage viel spannender, ob die Summe überhaupt reicht, um auch nur ein einziges Großprojekt wieder in Gang zu bringen.

Ausgabe 761 vom 29.10.2025

Wenn Geduld und Kredit enden

Von Florian Kaufmann

Der Immobilienunternehmer Christoph Gröner hat mal wieder eine neue Aktiengesellschaft nach sich benannt. An den Insolvenzproblemen in seinem Firmenimperium ändert das wenig. Sogar der lange Zeit wohlwollenden Stadt Karlsruhe ist inzwischen der Geduldsfaden gerissen.

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Denn Gröner und sein Konzern kämpfen an vielen Fronten zugleich. In Leipzig läuft gegen Gröner ein Verfahren wegen Insolvenzverschleppung. Die Staatsanwaltschaft teilt dazu nur mit, dass die Ermittlungen andauern. In Köln erwirkte ein Handwerker einen Haftbefehl, in Berlin summieren sich die Verfahren kommunaler Versorger auf Dutzende. Weitere seiner Projektgesellschaften sind jüngst in die Insolvenz gerutscht, darunter auch Firmen im Umfeld der CG RE, die für Gröner einst sein "Tafelsilber" waren. Allein beim Landgericht Karlsruhe sind nach Kontext-Anfrage seit 2023 Vergleiche und Versäumnisurteile von mindestens 371.175,41 Euro gegen Gröner-Firmen aufgelaufen, weitere rund 270.000 Euro mussten seine Firmen als Sicherheiten leisten. Die Stadt Karlsruhe wartet zudem auf 350.000 Euro Zahlungsrückstände aus dem misslungenen Gröner-Ausflug in die Majolika, der Karlsruher SC hat sein nicht gezahltes Sponsoring-Geld von 1,2 Millionen Euro längst abgeschrieben.

Auf dem Karlsruher C-Areal, dessen Projektvolumen Gröner einst auf 600 Millionen Euro taxierte, geht seit Jahren nichts voran. Vereinbarte Fristen sind längst verstrichen und monatliche Vertragsstrafen von 20.000 Euro laufen. Inzwischen mehren sich die Stimmen, die offen fragen, ob Gröner dieses Projekt überhaupt noch stemmen kann oder ob die Stadt rechtlich auf Rückabwicklung zusteuern muss.

Der Investorendeal liefert darauf keine Antwort. Was 30 Millionen Euro in einem Geflecht bewirken sollen, dessen offene Baustellen, Finanzierungs­lücken und Rechtsstreitigkeiten längst in den dreistelligen Millionenbereich reichen, bleibt unklar. Die Gröner-Firma lässt alle Anfragen unbeantwortet.

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