Doch der Deal scheiterte. Rosneft übte im vergangenen November sein Vorkaufsrecht aus, um dann 91,67 Prozent der PCK-Aktien zu kontrollieren. "Die Erhöhung des Anteils an der PCK Raffinerie ist ein Beweis für die strategische Bedeutung, die der deutsche Markt für Rosneft besitzt", erklärte dazu offen Rosnefts Vorstandschef Igor Setschin.
Der Kauf unterlag der Zustimmung des Bundeskartellamts, das das Vorhaben der Russen prüfte. Am 21. Februar gab die Bonner Behörde, die zum Geschäftsbereich von Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) gehört, ihr Plazet. Weil "dem Kauf keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken entgegengestanden hätten", begründete ein Behördensprecher damals die Entscheidung. Drei Tage später überfielen russische Truppen die Ukraine.
Dies ließ offenbar die Alarmglocken im Bundeswirtschaftsministerium schrillen: Keine 24 Stunden nach Beginn des Angriffskriegs ließ Wirtschaftsminister Habeck ein Investitionsprüfverfahren einleiten. Mit einem ähnlichen Schachzug hatte sein Ministerium wenige Tage zuvor nach Putins Anerkennung der abtrünnigen Donbas-Republiken die Inbetriebnahme der russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 auf Eis gelegt. Nun prüft erneut das Bundeskartellamt, ob der beabsichtige Erwerb der PCK-Anteile durch Rosneft die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik gefährdet. Auf Kontext-Anfrage teilt Habecks Pressesprecher nur mit, dass man sich "aus Gründen des Datenschutzes nicht zu laufenden oder möglicherweise in Aussicht stehenden Investitionsprüfverfahren" äußere.
Treibstoff von Rosneft
Sollte Russlands Staatspräsident Putin auf die Sanktionen des Westens mit Gegenmaßnahmen reagieren, könnte die deutsche Rosneft-Tochter dennoch Teile der kritischen Infrastruktur lahmlegen. Konkret den Flugbetrieb. Denn seit 2019 verkauft der Konzern hierzulande auch eigenes Flugbenzin. Einer der Hauptabnehmer war bislang die russische Staatsfluglinie Aeroflot am Flughafen in Berlin-Schönefeld. Vor dem EU-Flugverbot betankte Rosneft jeden dritten Passagierlinienflug ab Berlin. Daneben macht das Unternehmen über die Dienstleisterfirma Skytanking Geschäfte mit den Flughäfen in München, Nürnberg und Stuttgart. Ironie des Krieges: Am 4. März starteten vom Stuttgarter Flughafen drei ukrainische Frachtmaschinen des Typs Antonov An-32P mit dringend benötigten Material für Feuerwehren und Katastrophenschutz in das Kriegsgebiet.
1 Kommentar verfügbar
Peter Freimensch
am 30.03.2022Der große Verlierer steht für mich jedenfalls jetzt schon fest:…