Seit Monaten stöhnen sehr viele Menschen nicht nur in Europa über massiv gestiegene Strom- und Gaspreise, auch die Inflation wird davon stark getrieben. Glücklich kann sich da schätzen, wer einige Monate vor diesen Entwicklungen einen Liefervertrag mit lang laufender Preisgarantie abgeschlossen hatte – außer, der Vertrag ist mit Schwarzwald Energy (SE).
Die Tochterfirma der Energie Calw GmbH, die wiederum zu 51 Prozent den Stadtwerken Calw und zu knapp 49 Prozent dem von der öffentlichen Hand gesteuerten Konzern EnBW gehört, hat laut dem eigenen Internetauftritt "über 50.000 zufriedene Kunden". In den letzten Wochen dürfte diese Zahl gesunken sein, zumindest bezogen auf das Adjektiv "zufrieden". Denn SE sorgt derzeit mit Vertragskündigungen für Unmut.
Einer der empörten Kunden ist Hagen Wild aus Stuttgart. Wild – der eigentlich anders heißt, aber seinen Namen nicht öffentlich machen will – hat nach eigener Aussage seit Februar 2021 einen Gasvertrag mit SE. Der Kilowattstundenpreis habe 4,8 Cent betragen, garantiert bis Ende 2023. Im November erhielt Wild eine Preiserhöhung zum Jahreswechsel um 0,1 Cent, die mit der staatlichen CO2-Abgabe begründet wurde. Damit hatte er kein Problem. Mitte Dezember kam dann aber ein weiterer Brief: SE kündigte den Vertrag zum 31. Januar und bot einen neuen an, bei dem der Kilowattstundenpreis allerdings 13,5 Cent betrug, beinahe dreimal so viel.
"Wenn die Verträge von Schwarzwald Energy nach zwölf Monaten gekündigt werden können – wieso wirbt das Unternehmen mit Preisgarantien von zwei Jahren und mehr?", fragt sich der erzürnte Kunde. Erst jetzt hat er die Vertragsbedingungen von SE ausführlicher gelesen und festgestellt, dass die Erstvertragsdauer tatsächlich nur zwölf Monate beträgt. "Das verstößt gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb", schimpft Wild. "Die Preisgarantie hebelt Schwarzwald Energy nämlich durch die Kündigungsmöglichkeit aus. Man lockt Kunden, die dann in die Falle tappen. Das ist Betrug!"
Unseriöse Geschäftspraxis zum Schaden der Kundschaft
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nannte dieses Vorgehen gegenüber dem "Schwarzwälder Boten" zumindest "unsauber" und "unseriös". SE selbst bezeichnete die Preiserhöhungen gegenüber der Zeitung als "wirtschaftlich notwendig", denn die Erdgas- und Strompreise auf den Großhandelsmärkten hätten sich "mehr als verfünffacht – Tendenz weiter steigend". Auf Kontext-Anfrage schickt SE dieselbe Stellungnahme und geht nicht weiter auf konkrete Fragen ein, etwa nach der Zahl der verschickten Kündigungen und dem Zeitraum, wie lange das so weitergehen soll.
10 Kommentare verfügbar
Werner Riedel
am 27.03.2023Haben uns aber zum 31.03.2023 für einem anderen Anbieter entschieden,da ein besseres
Angebot vorlag.
Der Abschlag wurde immer zum 24-25 jeden Monats abgebucht.
Am 24.03.2023 wurde uns nicht wie immer 220Euro sondern 384 Euro abgebucht.
Am…