Die bissigen Bemerkungen gegen den Verwalter wie gegen Porsche stammen vom Cheftreuhänder des DAF-Vermögens für Württemberg-Baden, Hans Pabst. Er war der oberste Beauftragte der US-Militärregierung, er sollte jene Gelder eintreiben, die mit Hilfe der NSDAP-Organisation DAF (Deutsche Arbeitsfront) veruntreut beziehungsweise dem Staat, Gewerkschaften, Firmen oder Privatleuten gestohlen wurden. Die DAF war der wichtigste Förderer, Geldgeber und Partner Porsches und für dessen Fabrik seit 1937.
Mehrfach versuchte Pabst, mit Einsprüchen zugunsten der DAF-Geschädigten zu intervenieren. Er äußert auch erhebliche Zweifel gegen Protokolle und Finanzberichte der Treuhänder oder zu Angaben der US-Militärregierung. Sein Verdacht: Porsche und die Gesellschafter hätten sich über ihre Firma in Stuttgart mittels VW-Vertrag, den die DAF-Spitze oft zum Wohlwollen Porsches ausgelegt und praktiziert habe, unrechtmäßig bereichert. Als Beleg für sein Misstrauen nennt Pabst einen Zeugen, der "selbst Einzelheiten zu VW/KdF mitteilen" könne. Es sei Dr. Kaufmann, Korntal, Landhausstr. 40, Porsches Sekretär. Pabst hatte selbst mit Kaufmann wegen "der Art der Zusammensetzung der Vermögenswerte" von Porsche gesprochen. Der Zeuge sollte für Recherchen zur Verfügung stehen. Mittels einer gründlichen Untersuchung hoffte Pabst nun herauszufinden, ob das gesamte Firmenvermögen Porsches dem DAF-Konto gutzuschreiben sei.
Oder simpel gefragt: Arbeitete Porsche seit 1937 mit NS-Stütze? Denn wäre das Porsche-Vermögen, wie Pabst vermutete, weitgehend Teil des DAF-Vermögens gewesen, dann wäre die Familie nach 1945 leer ausgegangen. Die klare Konsequenz: Die Firma Porsche wäre mit der Entsperrung des Vermögens 1949/50 ins Eigentum der öffentlichen Hand beziehungsweise von Gewerkschaften überführt worden. Und Ansprüche auf Patente für den späteren Käfer wären glatt entfallen.
Lieber Wohlstand als Wahrheit
Aber es kam alles ganz anders. Die Recherchen beim Zeugen Dr. Kaufmann kamen nicht voran, niemand schien sich für den Porsche-VW-Mann und seine wichtigen Aussagen über den VW-Komplex zu interessieren. Cheftreuhänder Pabst stieß bei den meisten Amtschefs und Sachbearbeitern zunehmend auf Granit. Bald kühlte deren Ehrgeiz in Sachen Entnazifizierung und Wiedergutmachung merklich ab, je heißer der kalte Krieg zwischen den Blöcken wurde. So genannter "Pragmatismus" – Wiederaufbau, Arbeitsplätze, Wirtschaftswunder – verdrängten den Wunsch nach Wahrheit.
Für die Porsche-Familie war es das Happy End, das wie purer Zynismus anmutet: Ausgerechnet Alan A. Robert, früher Adolf Rosenberger, später Kalifornien/USA, gibt nach einem nervtötenden, hinhaltend langen Prozess gegen die Porsches auf und damit grünes Licht für ihren Neustart. <link https: www.kontextwochenzeitung.de wirtschaft der-geliebte-nazi-tueftler-4909.html internal-link-new-window>Der "Jude" Rosenberger war, wie berichtet, 1930 Mitgründer der Porsche GmbH, heute Porsche SE, der Hauptaktionärin von VW.
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Rolf Steiner
am 29.05.2018