Gleichzeitig begann südlich des Amazonasbeckens eine damals noch wenig bekannte Bohne einen weltweiten Siegeszug. Den ersten Hinweis auf den bevorstehenden landwirtschaftlichen Paradigmenwandel brachte eine Anzeige im Jahr 2003, geschaltet vom heute chinesischen, damals aber noch unter Schweizer Kontrolle stehenden Chemiekonzern Syngenta. Darin wurde das Gebiet zwischen Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und Bolivien als "Vereinte Sojarepublik" angepriesen.
Es war ein gigantisches Vorhaben, das mithilfe lokaler Eliten innerhalb kürzester Zeit in Argentinien die Rinderzucht und in Paraguay die kleinbäuerliche Landwirtschaft durch riesige Monokulturen ersetzte. Das Geschäft war verlockend und brachte vielen Gewinne. Einheimische bauten Soja an, Regierungen kassierten Exportsteuern, Zulieferer wie Bayer-Monsanto und DowDupont (Pestizide, Düngemittel, Saatgut) oder John Deere (Landmaschinen) steigerten ihre Umsätze. Den großen Reibach allerdings machten diejenigen, die die Logistik kontrollierten und mit Soja an der Börse von Chicago handelten – Konzerne wie Cargill, Bunge, ADM oder Louis Dreyfus.
Bolsonaro will China stoppen – mit Trumps Hilfe
Der Sojaboom brachte China ins Spiel. Das asiatische Riesenland kann mit seinen degradierten Böden die Bevölkerung nicht versorgen und hat auch nicht genügend Rohstoffe für seine Industrie. Deshalb rückte um die Jahrtausendwende zwangsläufig Südamerika ins Blickfeld der Pekinger Regierung. Die rosarote Welle linker Regierungen, die US-skeptisch waren und im Jahr 2005 auf dem Gipfel in Mar del Plata die gesamtamerikanische Freihandelszone (Alca) beerdigten, half den Chinesen bei ihrem Vorstoß. China wurde rasch zu einem wichtigen Player in Südamerika.
Mit Rohstoffen abgesicherte Kredite an Regierungen, Infrastrukturvorhaben wie eine Bahnlinie von Amazonien bis an den Pazifik und Investitionen (Staudämme, Bergbau, Erdöl) setzten chinesische Duftmarkten auch in Amazonien. Unter der Regierung der linken Arbeiterpartei (PT) ersetzte China im Jahr 2009 die USA als wichtigster Handelspartner Brasiliens. Nach China gehen heute 27 Prozent der brasilianischen Exporte, in die USA 12 Prozent. Brasilien und China rückten nicht nur im Rahmen der BRICS-Allianz (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) näher zusammen, sondern weiteten ihren Einfluss in neue Weltgegenden aus. Was Insidern zufolge die Alarmglocken in Washington schrillen ließ, waren Investitionen des brasilianischen Konzerns Odebrecht in Libyen.
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