Für die Schulung dieses besonderen Typus hat sich Bierhoff eine ganz besondere Pädagogik ausgedacht: Wer offiziell Anhänger von DIE MANNSCHAFT werden will, muss Mitglied des "Fan Clubs Nationalmannschaft powered by Coca-Cola" sein. Erst dann kriegt man Tickets für Länderspiele – inklusive der EM. Die Generalprobe lief Ende März dieses Jahres im Berliner Olympiastadion, als Jogis Jungs gegen England antraten. Die "Fan-Kunden" erhielten XXXL-formatige Regieanweisungen wie im TV-Studio, bei denen die Zuschauer wissen, wann sie klatschen/lachen müssen: "Bitte zum Einlauf der Mannschaften die Papptafeln/Folienschnitte hochhalten" stand da, und die Rindviecher reagierten brav und korrekt, bis auf einige, die natürlich wieder (erfolgreich) protestieren mussten. Zu lesen kriegte der geneigte Zuschauer dann die Ergebnisse der Kreativabteilungen des DFB nebst angeschlossener Agenturen: "Spirit", "Team" und, natürlich, DIE MANNSCHAFT. So etwas macht sich gut auf Anzeigen, etwa von Daimler. Gerade in der Diesel-Krise ist Teamspiritfotofootage hilfreich. Das wissen die Stuttgarter Autobauer, die seit den 90er-Jahren zu den verdienstvollen Generalsponsoren der Nationalmannschaft gehören, und deshalb ist auch der Marken-Bus ganz wichtig.
In Bierhoffs Worten: "Mannschaftsbusse haben für die Spieler und für die Fans immer auch einen gewissen emotionalen Wert. Mercedes-Benz hat große Erfahrung mit Mannschaftsbussen, sie sind sicher und sind bestens ausgestattet. Besonders freut mich, dass wir auf dem neuen Bus auch unser neues Logo in das Design integrieren konnten. Jetzt steht auf dem Bus, was sich im Bus befindet: DIE MANNSCHAFT."
Auch Daimler ist begeistert: Vive La Mannschaft
Mal abgesehen von dem "emotionalem Wert", womit er wahrscheinlich das "heiligs Blechle" meint, hat mich besonders die letzte Aussage dieses Absatzes tief bewegt. Denn endlich wissen wir, dass sich im Mannschaftsbus der Nationalmannschaft nicht etwa heimlich die Familie Löw chauffieren lässt. Toll. Wirklich toll. Und weil Frankreich in diesem Jahr offizieller Ausrichter ist, gibt sich der Global Player vom Neckar auch saumäßig savoir-vivremäßig: "Vive La Mannschaft"! Man möchte als Schwabe spontan "Vive le Mannschaftsbusle" hinzufügen. So geht Markenfußball.
Aber was heißt das jetzt alles für unsereinen, der noch sein altmodisch romantisches Späßle am gelungenen Pass in die Tiefe des Raumes hat? Sollen wir jetzt "Mannschaft vor! Noch ein Tor!" brüllen? Da fragt sich doch der des Deutschen mächtige Fan im Stadion völlig zu Recht: Welche Mannschaft meinen die denn? Oder sollen wir nach einem Müller-Tor mit "So eine Marke, so wunderschön wie heute ..." dem Chanson eine Abfuhr erteilen?
Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass Bierhoff und seinen Leuten dazu etwas einfallen wird, wie beim "Welcome Package", das die Mitglieder des Fan Clubs der deutschen Nationalmannschaft heute schon kriegen. Es enthält die Stadiongrundausstattung, bestehend aus Cap, Schal und Schlüsselfinder im Look des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Zitat: "Die exklusiven Artikel in Schwarz-Rot-Gold haben schon so manches Nicht-Mitglied neidisch gemacht. Wer Cap und Schal im Stadion trägt, gibt sich als Fan-Club-Mitglied zu erkennen und wird als solches erkannt. Beide haben einen hohen Wiedererkennungswert. Einen hohen Nutzwert hingegen hat der ebenfalls im Welcome Package enthaltene Schlüsselfinder."
Nein, ich spinne nicht. Das steht da wirklich alles (<link http: fanclub.dfb.de fan-club vorteile-der-mitgliedschaft welcome-package _blank external-link>fanclub.dfb.de/fan-club/vorteile-der-mitgliedschaft/welcome-package). Nein, ich will mich von diesen Sprücheklopfern nicht ikeamäßig duzen lassen, ich halte mich an Hans Hubert Vogts, unseren einstigen Bundes-Berti, der schon vor 20 Jahren den ehernen Satz geprägt hat: "Der Star ist die Mannschaft." Darüber möchte ich in den nächsten Wochen hören und lesen, von der Kunst und von der Schönheit des Fußballspiels. Aber was, bitte, reimt sich auf DIE MANNSCHAFT?
6 Kommentare verfügbar
Blender
am 18.06.2016Die dem Verein Geld ran schafft,
Solang der Fan aufs Feld gafft,
Und den Schiri anblafft,
Dass dieser wieder nichts rafft.