Familiäre Nähe zum Militär scheint für junge Menschen ein Ansporn zu sein, selbst in die Organisation einzusteigen. Jasmin Nada, eine der Talent-Scout-Teilnehmer:innen, marschiert in ihren schwarzen Springerstiefeln von Attraktion zu Attraktion. Sie ist fest entschlossen, zur Bundeswehr zu gehen. Die 20-jährige Halbägypterin erzählt von der großen Rolle, die ihr Opa im Zweiten Weltkrieg spielte und ihr Cousin im ägyptischen Militär bis heute spielt. Oma und Opa hätten viel erzählt, zwar nicht nur Gutes, aber spannend klang es schon alles. Mit 17 habe sie dann einen Brief bekommen von der Bundeswehr und sich daraufhin für den freiwilligen Wehrdienst gemeldet. Dann die Ernüchterung: Mit ihren 1,48 Metern ist sie zu klein für den Dienst an der Waffe. Vorgeschrieben sind mindestens 1,55. Zu ihrem großen Bedauern. Als begeisterte Airsoft-Spielerin hat sie natürlich eine Lieblingswaffe: die M4, "die wird in Deutschland leider nicht genutzt", sagt sie. Das Bundeswehrgewehr G36 findet sie aber auch nicht schlecht. Alternativ will sie nun Sanitäterin werden.
Kein Werben fürs Sterben
"Dieser Tag hat den stärksten Imagefaktor für die Bundeswehr", sagt Pressestabsoffizier Stephan-Thomas Klose. Bereits um halb zwei sind 10.000 Menschen auf den Bruchsaler Eichelberg gekommen, um zu den Klängen des Heeresmusikkorps Koblenz die Bundeswehrshow zu bestaunen. Von den wenig diversen Besucher:innen sind schätzungsweise zwei Drittel Familien mit Kindern unter zehn Jahren. Ein kleines blondes Mädchen im rosafarbenen Kleid mit gelben Blümchen bestaunt seinen Bruder, der sich aufgeregt einen mit Gras bedeckten Tarnhelm aufsetzt. Die Mutter steht mit dem Kinderwagen daneben und erkundigt sich, ob ihre Kinder auch die Tarnschminke mal ausprobieren dürften. Durften sie nicht.
Der ganze Spaß kostet laut Thomas Haschke 25 Millionen – und da seien die Gehälter noch gar nicht mitgerechnet. Haschke ist für die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) an diesem Tag in der Bruchsaler Innenstadt, wo verschiedene Friedensinitiativen für den Gegenprotest sorgen. Vier Mahnwachen, eine Abschlusskundgebung auf dem Bruchsaler Marktplatz und eine Protestaktion direkt auf dem Militärgelände: Acht Mitglieder des Offenen Treffens gegen Krieg und Militarisierung (OTKM) aus Stuttgart – etwa ein Dutzend wurde bereits beim Eingang rausgezogen – hätten kurzzeitig einen zur Schau gestellten Panzer besetzt und aus Konfettimaschinen Papierschnipsel verschossen, mit kämpferischen Parolen wie "Die Bundeswehr schützt nicht uns, sondern die Profite der Wirtschaft!", berichtet Maria Elena vom OTKM später auf der Kundgebung. Etwa 60 Aktivist:innen sind gekommen.
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Fury
am 22.06.2023