Da kommen Bundestagsabgeordnete von fünf Parteien zu einer Diskussion nach Esslingen, vier davon aus dem Landkreis, eine, die Linke Jessica Tatti, aus dem nahen Reutlingen, und die Lokalzeitung bringt es nicht einmal fertig, die Veranstaltung anzukündigen. Was in diesem Fall nicht am Stuttgarter Pressehaus liegt, denn im Lokalbereich agiert die "Esslinger Zeitung" noch selbständig. Immerhin schickte sie eine freie Mitarbeiterin für die Berichterstattung. Müßig darüber zu spekulieren, ob mehr als die etwa 70 Interessierten gekommen wären, wenn es denn in der Zeitung gestanden wäre. Es ist eine der ersten Veranstaltungen im "Neuen Blarer", dem Gemeindezentrum, das sich neuerdings zu einem Haus der gesamten Stadtgesellschaft entwickeln soll.
Dabei geht es um ein Thema, das nun wirklich alle BürgerInnen der Stadt interessieren könnte: nämlich die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bereitzustellen und die Militärausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP)zu erhöhen. Und wie sich die Abgeordneten dazu stellen.
Bühnenhintergrund sind zwei Regenbogenfahnen mit der Aufschrift "Pace" – Frieden – und zwei Pinboards, an die Vorschläge der Besucher angeheftet werden, was man mit den 100 Milliarden sonst noch anfangen könnte. Vorschläge gäbe es da schon: Klima, bessere Bildung, bezahlbarer Wohnraum, Entwicklungshilfe, "Keine Kinder mit Hartz IV" oder "Energiewende sozial abfedern".
Eingeladen haben der DGB-Kreisverband, das Esslinger Friedensbündnis und der Sozialverband VdK. "Für Frieden ohne Wenn und Aber" tritt der DGB auf einem Transparent ein. Auf einem anderen steht: "Hiroshima und Nagasaki mahnen: Beitritt zum UN-Atomwaffenpakt jetzt!" Was die Gastgeber denken, ist damit geklärt, doch die Bundestagsabgeordneten lassen sich davon wenig beeindrucken.
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