Dass Diego zur Schule geht, ist keine Selbstverständlichkeit. Der Dreizehnjährige arbeitet hart, trägt täglich Holz, läuft endlose Maisfelder entlang. Tagein, tagaus. Sein Vater starb vor einem Jahr bei der Arbeit auf einer der vielen Plantagen Guatemalas. Durch den 36 Jahre langen Bürgerkrieg zwischen linksrevolutionären Guerillas und der US-unterstützten Regierung gingen Eltern- und Großelterngeneration kaum zur Schule – viele sind Analphabeten. Diego hingegen kann, darf und will in den Unterricht.
Lebenswege wie den seinen portraitiert das Ehepaar Sigrid Klausmann und Walter Sittler seit 2013. Nun soll, finanziert durch die Verkäufe der aktuellen Auflage, nach einer Fortsetzung 2017 eine "dritte Staffel", so Klausmann, entstehen. Der thematische Fokus verengt sich indes: "Mädchen weinen nicht", soll diese Staffel heißen und ausschließlich junge Mädchen auf ihren Wegen begleiten. Welche Ängste, Träume und Zukunftsvisionen haben sie – "Was bedeutet es heute, ein Mädchen zu sein?"
Doch wer diese Frage cineastisch beantworten will, braucht Geld. Und zwar viel davon. Gerechnet werde mit 600.000 Euro, wobei in der Endabrechnung bereits mit zwölf Kurzfilmen plus dem Endprodukt Kinofilm kalkuliert wird, erzählt Klausmann und weiß: "Der Buchverkauf allein wird nicht reichen." Und das, obwohl dessen gesamte Erlöse in die dritte Staffel fließen. "Damit sich das refinanziert, müssten wir wahrscheinlich 25 Auflagen machen", lacht die Dokumentarfilmerin aus dem Schwarzwald. Trotzdem: Wer ergänzend unterstützen will, dem bieten sich verschiedene Fördermöglichkeiten: Um Großspenden wird händeringend geworben, aber auch kleine Geldbeträge helfen, das Projekt zu verwirklichen.
Stadt, Land, Fluss
Eines eint den elfjährigen Vincent, dessen Eltern im österreichischen Hochgebirge einen Gasthof betreiben, und To aus Laos, der im Mekong-Delta inmitten von lebensfeindlicher Brandrodung aufwächst: Beide haben sie Angst vor dem Klimawandel. Doch ihre Schulwege könnten unterschiedlicher kaum sein. To benötigt mit Boot und Tuk-Tuk-Bus zwei Stunden, zweimal überquert er dabei den Mekong. Vincent kurvt in den Morgenstunden auf Skiern durch lawinengefährdetes Gebiet.
Hoffnung verbindet sie alle. Denn wenn es nicht die Klimakatastrophe ist, dann sind es Krieg, Gewalt oder Hunger, die mehr als ausreichend Gründe zur Sorge bieten. Nicht, weil all das im Bereich des Möglichen liegt, sondern weil es für viele bereits Realität ist. Auch auf dem Schulweg. Und dennoch: Irgendwie kommen sie alle morgens zur Schule. Und wollen die Welt verbessern.
Sigrid Klausmann: Open Your Heart, erschienen bei Schneegans Productions, 228 Seiten, 25 Euro.
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Sigrid Klausmann
am 20.07.2022