"I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked …" – "Ich sah die besten Köpfe meiner Generation zerstört vom Wahnsinn, ausgemergelt hysterisch nackt …" Am 7. Oktober 1955 rezitierte Allen Ginsberg in der Six Gallery in San Francisco sein Gedicht "Howl". Ein literarischer Urknall, sagt das Literaturhaus Stuttgart, eine Initialzündung, die in einem Kontinente überbrückenden Online-Gespräch am morgigen Donnerstag diskutiert werden soll. Ausgangspunkt, diesmal nicht nur Beipack, ist die Ausstellung "Social Beat & Beat".
Ginsbergs Lesung machte ihn und befreundete Autoren wie Jack Kerouac und William S. Burroughs mit einem Schlag berühmt. Den Begriff Beat Generation hatte Kerouac allerdings schon ein paar Jahre vorher erfunden. Er sollte an die "Lost Generation" anklingen, die durch den Ersten Weltkrieg den Halt verloren hatte, aber auch an den Beat des Jazz und an béatitude, Glück, denn Kerouac stammte aus einer französischsprachigen Familie aus Kanada. Auch den City Lights Bookstore in San Francisco gab es bereits, gegründet von Lawrence Ferlinghetti, der "Howl" alsbald veröffentlichte. Kerouacs Tramper-Roman "On the Road" und Burroughs' "Naked Lunch" waren dagegen noch nicht erschienen.
"Howl" klingt in einer Aufzeichnung von 1956 noch ziemlich zahm verglichen mit späteren Aufnahmen Ginsbergs, der zu jener Zeit auch noch nicht aussah wie ein indischer Guru mit Vollbart und langen Haaren. Ginsberg hatte soeben seinen Lebenspartner Peter Orlovsky kennengelernt. Das Gedicht ist dem Autor Carl Salomon gewidmet, der in der Psychiatrie gelandet war. Die Beatniks rebellierten gegen das konservative Amerika der Hexenjagden auf Andersdenkende und Anderslebende. Ihre Aktivitäten wurden tatsächlich zu einer Initialzündung für die Jugend- und Bürgerrechtsbewegungen der 1960er-Jahre.
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