"Befremdlich", "irritierend", "ein fatales Signal": Die Bürgermeister von Tettnang und Friedrichshafen, GewerkschafterInnen, selbst Franz Klöckner, der Geschäftsführer des Medizincampus Bodensee, dachten wohl, sie hören nicht richtig, als der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha am 9. Dezember im Ravensburger Kreistag ankündigte, die Krankenhäuser in Bad Waldsee und Tettnang müssten schließen. Nach dem Maggie-Thatcher-Prinzip: Es gibt keine Alternative.
Baden-Württemberg macht den Vorreiter: In Langenau, Oberkirch, Laupheim und Sankt Blasien sind in diesem Jahr Kliniken dicht gemacht worden. Dazu kommen Teilschließungen in Mosbach, Buchen und Rastatt, Schließungsbeschlüsse in Geislingen, Ettenheim, Gerlingen, Bad Urach, Kehl, Böblingen und Sindelfingen, Rheinfelden und Schopfheim sowie drohende Schließungen in Lichtenstein, Bad Saulgau, Pfullendorf, Albstadt und Balingen. Originalton Lucha: "Ich warne davor, nur eine Sekunde zu zögern." Wie passt das damit zusammen, dass Lucha noch Anfang November gewarnt hatte, die Notversorgung käme durch Corona in Gefahr?
Skandal: Intensivbetten ohne Pflegekräfte
2.300 Intensivbetten, mittlerweile zu 30 Prozent mit Corona-PatientInnen belegt, standen auf dem Höhepunkt der vierten Welle um den 10. Dezember im Südwesten zur Verfügung. Im April waren es noch 3.500. Eigentlich aber hätten es fast 4.500 sein müssen. Denn nach Berichten der "Tagesschau" mussten die Krankenkassen auf Geheiß von Jens Spahn den Kliniken in Baden-Württemberg 18 Betten pro 100.000 EinwohnerInnen, also 1.980 Betten bezahlen. Wo sind die Intensivbetten hingekommen? Sie stehen im Keller.
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bedellus
am 29.12.2021