Dorothee Hildebrandt, eine der Sprecherinnen des Bündnisses für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt (BAFF) sagte am vergangenen Sonntagabend nach der Wahl gegenüber Kontext: "Die Stadtspitze ist mit ihrer gesamten Strategie und vor allem auch ihrem öffentlichen Verhalten absolut gescheitert. Einfach den Bürger erst einmal nur als Störenfried abstempeln, alle möglichen Hindernisse aufbauen, um politische Entscheidungen zu erschweren, und dann hinterher so tun, als ob man nur neutraler Beobachter eines politischen Prozesses sei, das ist zu durchsichtig." Für Oberbürgermeister Eckart Würzner war es schon die vierte Niederlage in einem Bürgerbegehren während seiner 14-jährigen Amtszeit.
Seit Jahren geht es um den Neubau eines landesweiten Ankunftszentrums (AZ) für Geflüchtete. Der Gemeinderat hatte letztes Jahr unter großen Auseinandersetzungen – mit den Stimmen der konservativen Parteien und der Fraktionsmehrheit der Grünen – beschlossen, das AZ auf dem Gelände der sogenannten "Wolfsgärten" zu platzieren: ein am Stadtrand zwischen Autobahn und Bahntrasse gelegenes und landwirtschaftlich genutztes Areal. Das Innenministerium war einverstanden. Aber noch letztes Jahr wollte selbst der örtliche Reiterverein dort seine Pferde nicht unterbringen. Eine Bürgerinitiative stellte sich gegen diese Schnapsidee – wie man sieht mit Erfolg.
Nun also das Bürgerbegehren. Oberbürgermeister Würzner und sein Stab operierten in den letzten Wochen und Monaten mit allen Optionen und Tricks, vor allen Dingen mit viel Steuergeldern, um den früheren Beschluss zur Verlegung des AZ in die "Wolfsgärten" zu verteidigen (Kontext berichtete). Massive Plakataktionen in der Stadt, die Einrichtung "Digitaler Gespräche" mit Vertretern der Stadtverwaltung und jede Menge Pressemeldungen in der "Rhein-Neckar-Zeitung" (RNZ) sollten in einem Dauerfeuerwerk die Reihen der Würzner-Gegner weichkneten. Und auch in den persönlichen Begegnungen kam es zu mancherlei Rempeleien und Anwürfen, von denen sich vor allem die VertreterInnen der Bürgerinitiative BAFF betroffen sahen.
Inhaltlich kein glückliches Händchen
OB Würzner ließ hier besonders dem neuen Haudrauf der Heidelberger Stadtpolitik, Baubürgermeister Jürgen Odszuck, den Vortritt. Der aber hatte oft kein glückliches Händchen in den inhaltlichen Auseinandersetzungen, zitierte falsch und hatte etwa wichtige Klimadaten nicht parat. Oder er verhedderte sich in unglücklichen Formulierungen, in einem von der RNZ moderierten Streitgespräch zwischen Vertretern der Stadt und der BI sagte er Dinge wie: "Sie erheben hier den Anspruch, den gesellschaftlichen Willen der Stadt zu vertreten. Aber Sie können nur Ihren eigenen Willen vertreten, während mein Auftrag ist, den gemeinderätlichen Willen zu vollziehen. Der ist das Abbild der Stadtgesellschaft."
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Philippe Ressing
am 16.04.2021