Nach Davos scheint ein Aufstand der (Klima-)Anständigen notwendiger denn je. Selbstverständlich gewaltfrei! Klima-Guerilleros tragen keine Waffen, sondern ein Solarmodul auf ihren Balkon, um unabhängig von den großen Kohlekonzernen eigenen Ökostrom zu erzeugen. Kurz nach der Jahrtausendwende wurden hierzulande die ersten "Guerilla-Kraftwerke" installiert: kaufen, aufstellen, in die Steckdose stöpseln – und schon laufen Standby-Geräte, Kühlschrank, Computer und Radio mit grünem Strom. Zugegeben: nur tagsüber, wenn die Sonne vom Himmel lacht.
Die Kleinkraftwerke arbeiteten lange in einer rechtlichen Grauzone. Energieversorger und Netzbetreiber brandmarkten die neue Konkurrenz als gefährlich und illegal. Die Panikmache verwundert nicht: Bis zum Siegeszug der Erneuerbaren verdienten RWE, EON, EnBW & Co. prächtig an Kohle- und Atomstrom. Seitdem ärgert die einstigen Monopolisten selbst Kleinvieh, das auf Balkonen Mist macht. Solarverbände bestehen dagegen darauf, dass die Nutzung der Sonne ein "unveräußerliches demokratisches Menschenrecht" sei, das sich aus den Grundrechten im Grundgesetz ableite. Solange ein Balkonkraftwerk und sein Besitzer gewisse technische Regeln einhielten, sei dessen Betrieb legal. Welche dies sind, darüber hatten beide Seiten lange höchst unterschiedliche Meinungen.
Vor einem Jahr dann der Durchbruch: Im April 2019 reformierte der Verband der Deutschen Elektrotechnik (VDE) die Norm VDE-AR-N 4105. Sie erlaubt allen Verbrauchern, "Plug-&Play"- oder "steckerfertige PV-Anlagen", wie die Kraftwerke auch heißen, zur privaten Stromerzeugung rechtssicher selbst in Betrieb zu setzen sowie beim Netzbetreiber anzumelden. Für Anlagen bis zu 600 Watt Gesamtleistung braucht es keinen Elektroinstallateur mehr. "Das bringt die dezentrale und klimafreundlicher Energieproduktion voran", jubelte die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS).
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Sato
am 09.06.2021LG Sato