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Auf Sulz gebaut

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Trotz Schneefall an Ostern: Die vergangene Skisaison am Feldberg war katastrophal. Mit dem Klimawandel habe das nichts zu tun. Davon ist man auf dem höchsten Gipfel Baden-Württembergs überzeugt.

Am Ostersonntag rieselte es dann doch noch. Aber der unerwartete Wintereinbruch auf dem Feldberg im Schwarzwald kam zu spät. Die derzeitige dünne Schneedecke auf dem 1493 Meter hohen Gipfel kann die Bilanz der zurückliegenden Skisaison nicht retten. Die fiel so katastrophal aus wie selten zuvor. Zu hohe Temperaturen, zu wenig Niederschläge, zu starke Winde sorgten für den Negativrekord. Bereits am 24. März schloss der größte Skizirkus des Landes. Gerade mal 89 Tage waren die Lifte in Betrieb, vermeldet der Liftverbund.

Was nicht alles sagt. Wegen Sturm und Schneemangel liefen in den für die Tourismusbranche so wichtigen Weihnachts- und Faschingsferien, wenn überhaupt, nur einzelne Schlepplifte. Folglich wurden in der Saison nur 300 000 Ski- und Snowboardfahrer auf den 16 Abfahrtspisten gezählt. Von "einem nicht gerade berauschenden Winter" spricht Feldbergs Bürgermeister Stefan Wirbser.

Das Fazit des CDU-Politikers und Präsidenten des Skiverbands Schwarzwald wirkt mehr als beschönigend, wenn man Zahlen aus vergangenen Zeiten zum Vergleich herzieht. Denn in früheren Wintern liefen die 14 Liftanlagen am Feldberg zwischen 120 und 150 Tage. Normalerweise beförderten sie mehr als eine halbe Million Besucher. Doch was ist in diesen Klimawandel-Zeiten noch normal? So stoppte der Skizirkus auch schon im Winter 2015/16 nach nur 102 Tagen und mit 330 000 Skifahrern.

Schneearme Winter kosten Feldberggemeinden viel Geld

Die jüngsten Ausreißer nach unten drohen die Alpin Center Todtnau-Feldberg GmbH, die das Skigebiet betreibt, immer dramatischer in finanzielle Schieflage zu stürzen. Und damit ihre drei Anteilseigner, die Schwarzwaldkommunen St. Blasien, Todtnau und Feldberg. Vor allem die Domgemeinde St. Blasien bringen die schneearmen Winter in die Bredouille. Das 3800-Einwohner-Städtchen pumpte erst im Jahr 2015 rund 8,5 Millionen Euro ins Skigebiet: in den neuen Zeiger-Lift, der die Pisten dies- und jenseits der Bundesstraße 317 verbindet, zuzüglich Schneekanonen. Um das Darlehen für die Anlagen zu bedienen, bedarf es mindestens 550 000 Liftnutzer pro Saison, so die Kalkulation. "Wir haben das Soll diesmal nicht erreicht", heißt es zerknirscht aus dem Rathaus.

Auch für die Gemeinde Feldberg zahlte sich die zurückliegende Saison kaum aus. Vielmehr muss der knapp 2000 Einwohner zählende Ort aus der eigenen Kasse drauflegen, weil die erst Ende 2015 eröffnete Parkgarage am Skigebiet öfters leer stand. Ein Großkundenvertrag garantiert dem Investorenfonds, der 15 Millionen Euro in den Bau des Parkhauses steckte, Einnahmen von mindestens 400 000 Skitouristen pro Winter. Für jeden Skifahrer weniger werden zwei Euro fällig, was sich in der abgelaufenen Saison auf 200 000 Euro Kompensation summiert. Bereits im Vorjahr hatte Bürgermeister Wirbser rund 140 000 Euro an den Parkhausbetreiber, einen Immobilienfonds des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger & Geiger, wegen Unterbelegung überweisen müssen.

Das millionenschwere Engagement der Kommunen ins Skigebiet spiegelt sich in deren Haushalten wider. St. Blasien und seine Eigenbetriebe drücken mittlerweile Schulden von über 17 Millionen Euro (Stand Ende 2015). Bei der Pro-Kopf-Verschuldung belegt die Gemeinde mit 4414 Euro landesweit einen unrühmlichen zweiten Platz. Lediglich die Großstadt Mannheim steht mit 5205 Euro Miese pro Einwohner schlechter da. Mit 3618 Euro Pro-Kopf-Pump (insgesamt über sieben Millionen Euro) belegt die Gemeinde Feldberg Platz vier der hiesigen Schuldenhitliste. Relativ sparsam geht lediglich Todtnau mit dem Geld der Bürger um: der Schuldenstand von 2448 Euro pro Kopf beträgt aber noch immer das Doppelte des Landesdurchschnitts (1179 Euro).

Mit Kunstschnee-Kanonen gegen Klimawandel schießen

Vor Ort geben die Verantwortlichen die Hoffnung auf wieder bessere Zeiten nicht auf. "Es hat schon immer Wetterkapriolen gegeben", sagt Martin Käfer. Der Betriebsleiter der Feldberg-Bahn glaubt nicht daran, dass der Klimawandel den Skibetrieb auf Dauer ausbremst. Als Mittel gegen Schneemangel setzt er auf noch mehr Technik. "Die Beschneiung muss ausgebaut werden", sagt er. Tatsächlich zögerten in diesem Winter nicht nur außergewöhnlich hohe Temperaturen und ausbleibende Niederschläge den Saisonstart in die letzten Dezembertage hinaus. Als es im Januar und Februar knackig kalt war, ging zudem den Schneekanonen das Pulver aus, um eine ausreichende Schneegrundlage für das Spätfrühjahr zu produzieren. Das 5000 Kubikmeter große Wasserspeicherbecken, das vom Seebuckbach gespeist wird, war leergepumpt. Bis zur kommenden Skisaison soll es vergrößert werden.

Ob sich die Klimaerwärmung im Schwarzwald damit wegpusten lässt, bleibt fraglich. In früheren Zeiten lag Mitte April häufig noch mehr als ein Meter Schnee auf dem Feldberg. Der Rekord datiert aus dem Jahr 1970. Damals versank der "Höchste" des Landes unter einer 290 Zentimeter dicken Schneehaube. Ganz ohne künstliche Beschneiung. 


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6 Kommentare verfügbar

  • Florian S.
    am 20.04.2017
    Antworten
    Mal ganz abgesehen davon, wie hanebüchen hier Wirtschaft betrieben wird - denn eigentlich hätte man, wenn man die Sache realistisch/seriös angegangen wäre, die "schlimmsten Zahlen" als Finanzierungsgrundlage nehmen und eben nicht von einer Rentabilität bei 555.000 Touristen, sondern von nur 250.000…
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