Herr Hildenbrand, die Grünen sind im Saarland aus dem Landtag geflogen. Bundesweit erlebt die Partei einen Abschwung in der Demoskopie, der noch vor wenigen Wochen unvorstellbar war. Wie ist der Abwärtstrend zu stoppen?
Natürlich bedauere ich es sehr, dass die Grünen den Wiedereinzug in den Landtag verpasst haben. Allerdings war das Saarland für uns schon immer ein schwieriges Pflaster. Die Aussagekraft einer Regionalwahl für den Bund ist sehr begrenzt, eines zeigt sich aber ganz deutlich: Die Ablösung der Großen Koalition geht nur mit starken Grünen. Dieses Ziel ist im Bund erreichbar geworden. Über ein Jahr waren die Umfragewerte ja geradezu eingefroren ...
... und dann kam Martin Schulz.
Das zeigt, wie volatil die ganze Situation ist. Noch zum Jahreswechsel hätte niemand einen Aufschwung der SPD für möglich gehalten. Der Ausgang der Bundestagswahl ist insgesamt offener und spannender geworden. Wir Grüne werden die nächsten sechs Monate dafür nutzen, um unsere Themen und unsere Stärken herauszuarbeiten. Als mutige Kraft für ein gutes Morgen stehen wir für Ökologie, Weltoffenheit und Gerechtigkeit. Wir wollen ein zweistelliges Ergebnis erzielen und endlich auch wieder im Bund Regierungsverantwortung übernehmen.
Um bei Schulz zu bleiben: Der erreicht mit seiner Art zu reden ein Publikum weit über die eigene Genossenschar hinaus. Kann das mit Formulierungen wie "die mutige Kraft für ein gutes Morgen" auch gehen?
Wir meinen es ernst mit dem Motto unseres Wahlprogramms: "Zukunft wird aus Mut gemacht". Da stecken nicht nur wichtige Botschaften drin, sondern es ist auch prall gefüllt mit guten Ideen. Ich sehe natürlich, wie Schulz agiert und was ihm in den vergangenen Wochen mit seiner Rhetorik gelungen ist. Für viele Menschen ist er offenbar eine Projektionsfläche für den Wunsch nach Veränderung. Aber er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine SPD in den vergangenen Jahren an der Regierung beteiligt war. Und beim Zukunftsthema Ökologie hat er eine komplette Leerstelle. Wir müssen klarmachen, wie wichtig es ist, dass Grüne wieder mitregieren, nicht nur aus ökologischen Gründen. Während sich alle anderen Parteien auf autoritäre Positionen zubewegen, sind wir die freiheitliche Kraft, die für ein gutes Miteinander aller Menschen einsteht, ganz egal woher sie kommen, was sie glauben oder wen sie lieben.
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Dr. Nils Jena
am 04.04.2017