Hinter den kühnen Pragsattel-Plänen stand die TD Trump Deutschland AG mit Sitz in Berlin. An der Mitte 2000 gegründeten Gesellschaft hielten der Multimilliardär aus New York sowie kaum minder schillernde Investoren aus hiesigen Gefilden Anteile: der Hamburger Klinikkettenbesitzer Ulrich Marseille sowie Hans-Herman Tiedje, Ex-Chefredakteur von "Bild" und "Bunte" wie auch ehemaliger Kohl-Berater. "Trumps Name hat schon damals in Öffentlichkeit und Medien gewirkt", vermutet Matthias Hahn, dass der Immobilien-Tycoon vom Hudson River dem Projekt nur einen zugkräftigen Namen verleihen sollte. Hahn, damals Baubürgermeister in Stuttgart, hat sich davon nicht blenden lassen.
Die Hymne wurde gerade noch verhindert, sagt man
"Als Tourist hatte ich mir Trumps New Yorker Hochhaus schon angeschaut", erzählt Hahn. Doch während ihn das glamouröse Foyer des Wolkenkratzers an der Fifth Avenue durchaus beeindruckte, wuchsen zu Hause schnell die Zweifel am schwäbischen Hochhauspedant. "Jedes Mal, wenn wir nachgefasst haben, griffen wir ins Leere", schildert er, dass die Investoren kaum Sicherheiten bieten konnten. Sechzig Prozent vermietete Fläche war die Bedingung, an deren Erfüllung die Stadt ihre Zustimmung knüpfte. "Angeblich wollte der Südwestrundfunk ein Sendestudio in der obersten Etage einrichten", erinnert sich Hahn an ein Gerücht, das damals unter vielen durch die Stadt waberte. Doch weder Trump noch seine deutschen Kompagnons konnten liefern. Stattdessen hielten die Projektierer Verwaltung und Politik im Schwabenland stets hin.
Noch gut erinnert sich der Bürgermeister an das offensive Auftreten der Investoren: "Die waren anwaltlich hochkarätig vertreten, haben alle Fraktionen des Gemeinderats intensiv bearbeitet." Dem Investor Marseille begegnete Hahn erstmals zum Abschluss des Architekturwettbewerbs. Der Klinikbetreiber verkündete die siegreichen Entwürfe vor 150 handverlesenen Politikern, Managern und Journalisten in der extra angemieteten Staatsgalerie. "Dabei sei es der Stadtspitze im Vorfeld gerade noch gelungen zu verhindern, dass Marseilles Ehefrau Estella-Maria die amerikanische und die deutsche Nationalhymne sang, hieß es", beschrieb die "Stuttgarter Zeitung" das Event, zu dem Donald Trump nicht auftauchte, sondern nur seinen Assistenten nach Stuttgart einflog. "Wir wollen von allem nur das Beste", verkündete George Ross, der damalige Vizepräsident von "The Trump Organisation". Und Stuttgart sei schon deshalb der richtige Standort für das "höchste Gebäude südlich der Mainlinie", weil in der "weltoffenen Stadt das Geldverdienen eine Tugend ist".
Was der Vize des Milliardärs damals nicht sagte: Trumps Hochhauspläne waren kurz zuvor bereits in Berlin und Frankfurt am Main unter kuriosen Umständen gescheitert. In der Bundeshauptstadt, wo ein Trump Tower am zentralen Alexanderplatz in den Himmel hätte wachsen sollen, erwies sich angeblich eine Höhenbeschränkung auf 150 Meter als unlösbares Problem – unter 200 Meter machte es der Hochhauskönig nicht. Dabei hätte das Projekt dem seit dem Regierungsumzug leer gefegten Berliner Wohnungsmarkt gut getan, wo Besserverdiener aus Mangel an standesgemäßen City-Immobilien bereits nach "jwd" ausweichen mussten, wie Springers "Welt" klagte: "Der Grunewald ist nicht für jeden ein Traumstandort – es ist ruhig, aber man muss sich um den Garten kümmern, für Leistungsträger oft eine Horrorvision, und das Leben brummt im Stadtzentrum. Als Alternative kommt nur ein Hochhaus mit herrlichem Rundblick auf die Stadt in Frage, gepaart mit höchstem Wohnkomfort und Service, nach Art eines Trump Towers", outete sich das Blatt im November 2000 als Trump-Fan.
13 Kommentare verfügbar
Demokrator
am 27.06.2016http://omec.us/ddg/lohnschreiber-regeln.html