Gekonnt spielen sich die Schulfreunde die Bälle zu. Fröhlich, schlagfertig und überzeugt von ihrer Mission, die da heißt: "Wir wollen die Finanzwelt verändern." Also erst mal 500 Stück gedruckt, verkauft wurden schließlich 150 000 Exemplare. Und die zwei Nachfolger kletterten kurz nach Erscheinen auf die Bestsellerlisten. Mit ihrer vernichtenden Kritik am Finanzkapitalismus treffen Weik und Friedrich einen Nerv. Sie halten Politiker für Konformisten, Parteien für überflüssig, den Euro für überschätzt – und wecken damit Begehrlichkeiten.
Von der ÖDP über die Grünen bis hin zur Linken werden sie umworben. Bei der rechtsintellektuellen Zeitung "eigentümlich frei" werden sie gar als Autoren genannt – wider Willen und ohne sein Wissen, wie Marc Friedrich betont: "Wir werden so oft gepostet, dagegen sind wir leider machtlos." Zu Unrecht fühlen sie sich in die rechte Ecke gedrängt, von Parteien, egal welcher Couleur, wollen sie sich nicht vereinnahmen lassen.
Inzwischen ist das alerte Finanzduo voll im Geschäft. Lesungen, Interviews von Deutschlandradio bis "Focus", Diskussionen, Veranstaltungen – die Berater, die sich Vermögenssicherer nennen, werden wahrgenommen. Besonders stolz sind die beiden 40-Jährigen darauf, dass an der Universität in Potsdam ihre Analysen bereits in Vorlesungen behandelt werden. Doch "der Hammer", sagt Friedrich: Ein Auszug aus ihrem ersten Buch wurde für Abi-würdig befunden. Für bodenständige Schwaben bedeutet dies wohl die ultimative Adelung.
Streiten verhilft bekanntlich manchmal zu neuen Erkenntnissen. Dass sie es bei der puren Analyse belassen würden, unpolitisch, gar unsozial seien – diesen Vorwurf wollten die beiden Remstäler nicht auf sich sitzen lassen. Vor der Bundestagswahl 2017, kündigte Marc Friedrich an, wollen sie eine neue Partei gründen. Eine "Stuttgarter Erklärung" dazu habe er schon im Kopf.
Siehe dazu auch unser Interview mit Marc Friedrich: "Gysi ist top".
3 Kommentare verfügbar
era
am 25.06.2016Beider Autoren schauen (noch) nicht in die Hintergründe, wo die Interessen…