19. März, der französische Staatsfeind Nummer eins, Salah Abdeslam, wird im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst. Die Jagd nach einem Mann, der mal als Logistiker des Todes bezeichnet wurde, als Drahtzieher der Anschläge von Paris oder auch als doppelt erbärmlicher Feigling, weil er der einzige Attentäter des 13. November gewesen sein könnte, der seinen Sprengstoffgürtel wieder abschnallte und in eine Mülltonne warf, war also zu Ende.
Lange vorher schon beschäftigte Polizei und Justiz vor allem die Frage, wie verzweigt das Netzwerk gewesen ist, auf das sich die Terroristen gestützt haben. Und dann, nur Stunden nach der Festnahme Abdeslams, ist sowohl seitens der belgischen als auch der französischen Justiz der Name Ulm gefallen. Die schwäbischen Lokalbehörden hätten allen Grund gehabt, innerlich zusammenzuzucken. Denn die Geschichte der Stadt als deutsches Pendant des Molenbeeker "Vipernnestes" – auch das eine Wortschöpfung der Medien in der Zeit nach den Attentaten in Paris – ist noch sehr präsent.
Der Pariser Staatsanwalt Francois Molins teilte bei einer Pressekonferenz vorvergangene Woche mit, der 26-jährige Abdeslam sei vom 2. auf den 3. Oktober, also rund sechs Wochen vor den Paris-Anschlägen, zusammen mit einem Mann in Ulm gewesen, der mit gefälschten syrischen und belgischen Papieren reiste und sich mal als Munir Ahmed Alaadsch, mal als Amine Choukri ausgab. Der mutmaßliche Komplize wurde zusammen mit Abdeslam in Molenbeek gefasst. Die Bundesanwaltschaft will nun wissen, was die Radikalen in die Donaustadt getrieben hat. Auch die Deutschen führen ein Ermittlungsverfahren gegen Abdeslam. Eine Sprecherin sagte: "Es besteht der Verdacht, dass der Beschuldigte Abdeslam in Ulm gewesen ist."
Nach der vorläufigen Überzeugung der Belgier ist Abdeslam im vergangenen Herbst ein eifriger Chauffeur im Namen des Terrors gewesen, der radikale Gesinnungsfreunde vornehmlich von Ost nach West beförderte. Belegt ist beispielsweise eine Fahrt des 26-Jährigen vom 9. September. Er kam in einem Mietwagen mit belgischem Kennzeichen aus Ungarn und wurde von österreichischen Polizisten kontrolliert. Mit im Wagen saßen ein gewisser Najim Laachraoui alias Soufiane Kayal und ein Mohammed Aziz Belkaid alias Samir Bouzid. Wie die belgische Staatsanwaltschaft mitteilte, handelt es sich bei Laachraoui um den zweiten Selbstmordattentäter vom Brüsseler Flughafen. Belkaid war ein früherer IS-Kämpfer. Das Trio erklärte, auf Urlaubsfahrt zu sein, und durfte weiterfahren.
2 Kommentare verfügbar
Dieter Kief
am 31.03.2016Ich würde allenfalls für ein Gran weniger Häme in Richtung Schlapphüte plädieren. Es kann immer mal etwas schief gehen. Das ist nicht das Problem.
Wenn man mehr tun wollte, dann müsste man die…