Da ist er wieder, jener Verbalradikalismus, der mitverantwortlich dafür war, dass die CDU am Abend des 27. März 2011 als mit Abstand größte Landtagsfraktion – historisch einmalig – dastand ohne jede Koalitionsoption. Ausgerechnet in der Renaissance strammer Sprüche, zweifelhafter Vergleiche und überzogener Vorwürfe sieht der gelernte Förster eine Chance auf Rückkehr an die Regierung. "Ermächtigungsgesetz"(!) nennt er den Nachtragshaushalt der Landesregierung. "Gesinnungsterrorismus" und "Bevormundungspolitik" wirft er den Grünen vor. Er liebäugelt mit dem xenophoben Teil der Schweizer nach dem umstrittenen Volksentscheid. Und dann ist da noch dieser – schnell zurückgenommene – Satz vom grünen Wesen und der Genesung Baden-Württembergs, der an eine unter den Nazis häufig verwendete Gedichtzeile Emanuel Geibels ("Und es mag am deutschen Wesen / Einmal noch die Welt genesen") erinnert. Das Vokabular verwundert einen lang gedienten SPD-Landtagsabgeordneten, vor allem weil Hauk doch Jahrgang 1960 sei: "Wieso hat der so etwas parat, wenn er an einem Mikrofon vorbeigeht?"
Weil er Aufmerksamkeit erregen will im CDU-internen Poker um die Spitzenkandidatur. Die läuft gerade oder deshalb, so meinen jedenfalls Berliner Parteigranden, inzwischen schnurstracks auf Thomas Strobl zu. Hinter vorgehaltener Hand wird über mehrere einschlägige Telefonate von hoher und höchster Stelle berichtet. So solle versucht werden, den Fraktionsvorsitzenden nach seiner Wiederwahl am 8. April zum Verzicht zu bewegen. Der schon beschlossene CDU-Mitgliederentscheid im nächsten Jahr könnte dann zur Akklamation für Strobl als Herausforderer von Winfried Kretschmann umfunktioniert werden. "Verrückt wäre", meint einer aus Hauks Lager zu der Idee, vom Karussell abzusteigen, "sich darauf einzulassen." Strobl verstehe "zu wenig vom Land und nichts von den Leuten".
Tatsächlich ziehen beide an einem Strang im Bemühen, "die Grünen", wie der Fraktionschef sagt, 2016 wieder auf Normalmaß zurückzustutzen. Nur ziehen sie nicht in dieselbe Richtung. Schäuble-Schwiegersohn Strobl treibt das, was er und die Seinen unter Modernisierung der Partei verstehen, seit Sommer 2012 in einer Zukunftswerkstatt voran. Beworben wird sie mit einem Flyer, der den Umfang der Umbauarbeiten mit Hammer und Schraubenschlüssel, Wasserwaage, Schublehre und Arbeitshandschuhen illustriert. Er habe das Gefühl, so der geistige Vater der Idee zum Auftakt in entwaffnender Offenheit, "die CDU lernt diskutieren". Im Landesverband sind die Themen identifiziert, an denen programmatische Weiterentwicklung festgemacht werden soll. Kommissionen arbeiten die, unter Einschluss externen Sachverstands, jetzt ab. Weil Strobl dazu verstärkt Frauen und städtische Milieus ansprechen möchte, wird viel über Neuorientierung geredet, festzumachen an der vorsichtigen Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem oder der Gleichstellung schwuler und lesbischer Paare. Unschwer erkennbar ist der linke, der liberalere CDU-Rand damit besetzt.
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M. Stocker
am 12.03.2014