Er sei ein ganz besonderer Mensch gewesen, schreibt die "Schwäbische Zeitung" über Jürgen Mladek, ihren verstorbenen Chefredakteur. Ein "Querdenker und Anarchist", ein Unikat, der Mutigsten einer, der dem Mainstream-Journalismus die Stirn geboten habe. Das klingt so gar nicht nach SchwäZ, der Zeitung für "Christliche Kultur und Politik".
Mladek selbst, gebürtiger Franke, sagte einmal, er fühle sich wie auf einer "rebellischen Insel im Meer der Einförmigkeit". Danach haben die Interviews mit AfD-Spitzenkräften, die ein ähnliches Eiland bewohnten, zugenommen. Die Intensität der Nachrufe im rechten Milieu ebenso. Die "Junge Freiheit" verneigte sich vor dem "glorreichen Halunken", dem "einsamen Cowboy", der, unverstanden von der eigenen Zunft, in den Sonnenuntergang reitet. 56-jährig starb er am 10. Juli 2024 auf dem Weg zu einer Autowerkstatt in Ravensburg. Herzversagen.
Der Rückgriff auf den Verstorbenen ist notwendig, weil ohne ihn nicht zu verstehen ist, warum innerhalb und außerhalb des traditionsreichen Monopolblatts von einem Rechtsruck die Rede ist. Mladek ist 2022 vom "Nordkurier" in Neubrandenburg gekommen, den sich die "Schwäbische Zeitung" ein Jahr zuvor einverleibt hatte. Dort war er Chefredakteur und hatte sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt gesehen, rassistische und menschenverachtende Leserbriefe zu veröffentlichen, sprich eine "ungefilterte AfD-Plattform" zu bieten, so das alternative Magazin "Katapult". Gekontert hat er das meistens mit dem Hinweis, Journalismus nicht mit einem "Haltungs-Disclaimer" zu betreiben, sondern der Meinungsvielfalt zuzuneigen. Fortan lautete das Mantra, das er mit in den Süden nahm: Öffnung des Meinungskorridors. Wohin genau sagte er nicht.
19 Kommentare verfügbar
Medienecho
am 26.08.2024https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-3808.html#sprung5
Mit einigen weiteren Links zum Thema.