Richtig knackig, mit unzimperlichen Reportagen, kritischem Hintergrund, konfliktfreudigen Studiogästen und Moderatoren, die souverän durch die halbe Stunde führen. Dieter Fritz müsste das können, Stephanie Haiber muss es noch zeigen, der Rest der Truppe auch. Die Journalisten im SWR sollten die Chance nützen, fordert Karl Geibel, Professionalität und Kompetenz beweisen. Geibel hockt im Fernsehausschuss des Senders, war selber mal Journalist und hat nicht vergessen, was er einmal gelernt hat: Courage.
Mehr Regionales – der SWR sieht die Chance, die Zeitungen nicht
Strategisch ist die Regionalisierung klug. Hier ist das ZDF keine Konkurrenz, das Kommerzfernsehen schon gar nicht, und die Zeitungen werden es immer weniger, je fahrlässiger sie mit ihrem angestammten Berichtsgebiet umgehen. Aufgelöste Korrespondentenplätze im Land, identische Texte etwa in den Stuttgarter Blättern und ihren Satelliten bis zum "Schwarzwälder Boten" – alles Sparmaßnahmen zugunsten der Kasse und zulasten der Leser. Hier reißen sie Lücken, die der SWR füllen könnte. Mit sieben Außenstudios von Friedrichshafen bis Heilbronn, die er auch zum Neustart genutzt hat. Zumindest numerisch.
Praktisch fehlt noch der Beweis. Zum einen weiß kein Mensch, ob die Zuschauer willens sind, mit ihren Gewohnheiten zu brechen. Die "Landesschau aktuell" um 19.45 Uhr gibt es seit 50 Jahren, eine Ewigkeit im Mediengeschäft, eine halbe Million schaltet ein. Zum anderen ist eine verdoppelte Sendezeit noch kein Wert an sich. Länger muss nicht besser sein, aber wenn es gut sein soll, ist es hart für alle, dies zu leisten. Gar nicht so sehr wegen der Begehrlichkeiten der politischen Klasse, die schon jetzt auf doppelte Präsenz lauert oder ihre Hobbys pflegen will wie Wolfgang Drexler, der im Rundfunkrat bereits angekündigt hat, mehr Randsport sehen zu wollen. Der Altsozi ist Präsident des Schwäbischen Turnerbunds.
Hart ist es, weil Nachrichten, besonders im Fernsehen, ein schwieriges Geschäft sind. Zum Beispiel die Klosterbrüder von Neresheim, das Top-Thema zum Auftakt. Was ist jetzt mit den "schwarzen Kassen"? War es der Abt oder dieser Krefelder Anwalt? Die Antwort kann, zu diesem Zeitpunkt, auch das Fernsehen nicht liefern. Aber es muss dem Zuschauer den Vorgang so erläutern, dass er ihn versteht, nicht ihn ratlos zurücklassen, in dem Gefühl, dass irgendetwas oberfaul ist hinter den Klostermauern. Man weiß nur nicht, was.
Dazu braucht das Medium Journalisten, die das können, und vor allem Bilder. Wenn's an beidem mangelt, ist das schönste Konzept obsolet. Natürlich kann man Neresheim rauf- und runterfilmen, schön anzusehen, und Aufsager unter Bäumen drehen. Aber von den Beschuldigten sagt keiner was, nicht mal ein Fax, das aus dem Drucker quillt.
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Ulrich Frank
am 11.11.2014