Wer in die Zeitungshäuser reinschaut, sieht nichts Gutes. Fast überall geht die Angst um, morgen, spätestens übermorgen den Arbeitsplatz zu verlieren. Für einen Berufsstand, der einmal angetreten ist, der Demokratie eine Stütze zu sein, ist das tödlich. Angst lähmt und macht unfrei. Bei öffentlich-rechtlichen Anstalten dürfte das eigentlich keine Rolle spielen. Sie leben nicht von Werbung, sondern von ihren Zuschauern, die für ihre Gebühren ein ordentliches Programm erwarten. Also auch vom SWR.
Zu viel erwartet? Nein und nochmals nein. Noch immer sind die ARD-Sender Inseln in einer brutalen Medienökonomie, die reihenweise Redaktionen kippt. Zuletzt bei der "Brigitte", die elf TextredakteurInnen gekündigt hat, darunter die Witwe von Gabriel Grüner, dem "Stern"-Reporter, der 1999 in Kosovo erschossen wurde. "Brigitte" und "Stern" gehören zum selben Verlag. Beim SWR ist dieser Zynismus undenkbar. Nicht weil dort die besseren Menschen säßen, sondern weil er eine Verfassung hat, die nicht den Gesetzen eines Marktradikalismus unterliegt. Öffentlich-rechtlich eben. Ein hohes Gut.
Was aber macht er daraus? Wenig, viel zu wenig. Neubauten in Baden-Baden, Steinbrecher, endlose und teure Hierarchien, Unterhaltung als Programmprinzip, das steht obenan. Und er unterliegt dabei dem fatalen Irrtum, Journalismus sei eine Ware. Ein Produkt, das nett aufgeputzt dem Konsumenten gefallen möge.
Konkret und aktuell: Was hätte denn dagegen gesprochen, die Nachrichtenredaktionen so auszustatten, dass sie erfüllen können, was ihr Intendant verspricht – eine "Zeitenwende"? Stattdessen wird Energie für Verteilungskämpfe verschwendet, in denen jene aufgerieben werden, die womöglich guten Willens sind, aber zwangsläufig unter der Anspruchslatte durchspringen müssen. Die Macher der "neuen 1930" werden es noch zu spüren bekommen.
Nicht von ungefähr fragt sich das Netzwerk Recherche, ein Zusammenschluss investigativer Journalisten, ob dieser Beruf "am Abgrund" steht? Und es fragt sich ein Zweites: Ob Nonprofit-Journalismus eine Alternative ist? Dazu ruft der Verein zu einer Tagung am 6. November in Berlin. Dort sein werden die neuen Onlineportale Krautreporter und Correctiv, die Rudolf-Augstein-Stiftung und die Kontext:Wochenzeitung. Susanne Stiefel wird über das Projekt, das es am längsten gibt, sprechen.
6 Kommentare verfügbar
FernDerHeimat
am 05.11.2014Aber es geht ja auch nicht um Inhalte, Argumente oder gar Kritik. Und das blumige Deutsch ändert nichts…