Wichtigster Mann in der Geschichte der Zeitung ist Eberhard Ebner, heute 83 und kaum noch präsent in seinem Haus. Ebner sei ein Verleger, wie es kaum noch welche gebe, sagt Thomas Brackvogel. Einer, der immer da sparte, wo es für sein Blatt verträglich war, und alle Zukäufe aus der "Kriegskasse" bezahlte, erst 2003 den ersten Kredit überhaupt aufnahm und dem es nicht um den letzten Prozentpunkt seiner Rendite ging, sondern eher darum, seine Zeitung über die Krise hinaus das werden zu lassen, was man wohl zukunftsfähig nennt. Eine Seltenheit in seinem Berufstand, der immer mehr am Managerdenken der Nachfolgegenerationen erodiere, sagt Brackvogel.
Ein Fuchs, sagen die, die ihn von früher kennen. Ein kluger Spieler im baden-württembergischen Verlagshauspoker. Über Jahre hin hat der Verleger Eberhard Ebner seine Macht in Süddeutschland zementiert und gleichzeitig sein anfangs kleines Reich "Schwäbische Donau-Zeitung" durch geschickte Zukäufe und Mantelpartnerschaften in ein Ebner-"Südwest Presse"-Imperium verwandelt und sich 2012 auf der Liste der reichsten Deutschen des Managermagazins auf Rang 362 platziert. 300 Millionen Euro Vermögen.
Eberhard Ebner war viele Jahre Sprecher der Gruppe Württembergischer Verleger, einem von zwei Hauptgesellschaftern der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) in Stuttgart, der Nummer drei unter Deutschlands Tageszeitungskonzernen.
Um fünf Ecken ist er mit immerhin zehn Prozent beteiligt an der SWMH, und die SWMH über zwei Ecken durchgerechnet mit 25 Prozent an der Neuen Pressegesellschaft. Ebner war lange Jahre Verwaltungsratsvorsitzender der Stuttgarter Zeitungsgruppe und maßgeblich daran beteiligt, den Megadeal einzufädeln, mit dem die SWMH 2007 ihren Anteil am Süddeutschen Verlag auf 81 Prozent aufstockte. Für geschätzte 600 Millionen Euro. Der Kauf gilt als teuer, vor allem, wenn man ihn mit dem jüngsten Verkauf der Springer-Blätter für 900 Millionen Euro vergleicht. Anneliese Friedmann, die letzte verbliebene Altgesellschafterin des SZ-Verlags, ist privat mit Eberhard Ebner verbandelt. Die Familie Friedmann stand 2012 mit 250 Millionen Euro Vermögen immerhin noch auf Platz 401 der Liste der reichsten Deutschen.
Als die Mauer fiel und der Westen die Zeitungslandschaft der DDR filetierte, kauften die Stuttgarter Zeitungsgruppe und der Ulmer Eberhard Ebner die "Märkische Oderzeitung" (MOZ) samt Verlag und Anzeigenblättern und teilten fifty-fifty. Nichts Aufregendes, kein besonders lukratives Gebiet, aber solide. Eine Monopolzeitung mit gut laufenden Anzeigenblättern. "Das läuft, da muss man nicht großartig was leisten", sagt der Medienexperte Horst Röper. 2012 musste die klamme Stuttgarter Gruppe ihre 50 Prozent schließlich an den liquiden Ulmer Freund Ebner verkaufen, weil Geld in der Kasse fehlte.
Im selben Jahr kam überdies noch das "Haller Tagblatt" (Auflage 17 000) und mit ihm das Wochenblatt "KreisKurier" (Auflage 68 000) und das Monatsmagazin "Hohenlohe Trends" (Auflage 22 500) hinzu.
So also wurde Eberhard Ebners Neue Pressegesellschaft zu einem Medienkonzern und die "Südwest Presse" zu einem Monopolblatt mit stetiger Vergrößerung des eigenen Wirkungsradius. Könnte er Schach spielen, der Ebner, wäre er mit Sicherheit ein famoser Spieler, sagt ein Bekannter. Mittlerweile ist er alt, der Ebner, die großen Fische sind im Netz und geschlachtet. Und die "Südwest Presse" ist heute nicht mehr ganz so fett wie früher, aber trotzdem noch wohlgenährt in ihrem Verbreitungsgebiet, das ein Drittel von Baden-Württemberg abdeckt.
Die Zukunft dauert noch eine Weile
Eigentlich wollte Brackvogel sich eine neues Pressehaus bauen im Ulmer Industriegebiet, aber dafür war dann doch kein Geld da, weil die über Eck beteiligten Stuttgarter froh sind über jeden einzelnen Cent, den sie aus dem Verlag melken können, sagt einer, der es wissen muss. Das mit dem Neubau hätten sie ja in Ravensburg gemacht, und er lege halt mehr Wert auf den Inhalt seines Blatts als auf den äußeren Schein, sagt Brackvogel, obwohl er anderthalb Stunden gentlemanlike und tapfer kein böses Wort über den Konkurrenten "Schwäbische Zeitung" hat fallen lassen.
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Ulrich Werner Schulze
am 09.09.2013