Thomas Putze, Bildhauer und Performancekünstler, einst selbst ein Student der Theologie, kam und schnitt in Donzdorf mit der Motorsäge eine heilige Familie aus Holz und stellte sie in die Hütte hinein. Alle Figuren, bis auf das Jesuskind, spaltete er entlang jener Linie, die die Besitzgrenze in der Hütte markiert. Ein großes Krippenfest fand statt, im Dezember 2017, Publikum kam. Die Hütte, nun Kunstwerk, war bis auf Weiteres gerettet. "Für mich", sagt Thomas Putze rückblickend, "war das ein schönes Projekt. Es hat alles berührt – persönliche, gesellschaftliche, politische, existenzielle Fragen."
Die Hütte kommt auf die Bühne
Der künstlerische Nachhall auf eine Provinzposse war damit noch nicht zu Ende. Im Frühjahr 2025 feierte am Theater Lindenhof in Melchingen ein Bühnenstück Premiere, das die Hütte zum Thema macht. Regisseurin Edith Ehrhardt sah Andreas Geigers Film und ließ sich inspirieren. "Halbe Hütte" wird vom Theater Lindenhof auch in der Spielzeit 2025/26 aufgeführt – ein Schwank mit skurril, aber doch liebevoll gezeichneten Figuren, eine Farce, mit der das Theater unterm Albtrauf dem Begriff "Heimat" auf ganz eigene Weise nachgeht. Die Schauspieler – Berthold Biesinger, Hannah im Hof, Rino Hosennen, Linda Schlepps und Luca Zahn – spielen den Irrsinn auf dem Lande mit toller Übertreibung, kuriosen Regieeinfällen und viel echtem Gefühl für die geteilte Erde. Auf der Bühne wird fleißig gegackert und geschnaubt. Die Bühnenwände besitzen Klappen, die sich öffnen, aus denen kurz und knapp der Postbote hervorschaut, Aktenberge auf die Bühne kippen, Anwälte hervorgeschossen kommen, Landvermesser erscheinen oder in denen ein alter Traktor dampft.
Die "Halbe Hütte" ist mittlerweile also fast schon prominent. Sie ist auffindbar mit diversen Navigationsgeräten. Aber eine Sehenswürdigkeit, ein Bauwerk, das die Landschaft prägt oder bedeutsam Kultur und Geschichte der Schwäbischen Alb repräsentiert, das ist sie gewiss nicht. Wer es auf sich nimmt, den digitalen Karten zu folgen, zu Fuß hinaufsteigt ins Hochland über Donzdorf, im Frühling über den ergrünenden Schinderwasen stakst, der wird vor einem streng vernagelten Holzhaus stehen. Kein Scharnier dort will sich rühren. Dem Wanderer, der das Auge ans Astloch presst oder durch eine trübe Scheibe ins Innere späht, offenbart sich nichts als ein wenig staubiges Gerät im Dunkeln. Von einer Heiligen Familie keine Spur.
Einsturzgefahr – Nachbar verhindert Sicherung
"Seit 2020", dies teilt die Gemeinde Donzdorf knapp und trocken zur Lage mit, "besteht für die Hütte eine behördliche Nutzungsuntersagung, da sie aus Sicherheitsgründen als einsturzgefährdet gilt. Aus diesem Grund ist sie abgesperrt, um auch Dritte am Betreten zu hindern." Der Starrsinn des Unternehmers hat auch zur Folge, dass weitere Maßnahmen zur Sicherung der Hütte unterbleiben müssen. Sie wird verfallen. Die Krippenfiguren, die Thomas Putze schuf, wurden verkauft, verschenkt oder weiter verarbeitet. Nur der Esel, sagt Putze, stünde noch bei ihm im Atelier.
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