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Der letzte Krippenplatz ohne Airbnb

Der letzte Krippenplatz ohne Airbnb
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Wie der Heilige Abend in einer konservativen Kleinfamilie beinahe ganz arg schiefgelaufen wäre. Eine kleine Geschichte über den Messias (Friedrich Merz), sentimentales Wohnungsnot-Gesabbel und den Daimler-Stern über Bethlehem.

"Es begab sich aber zu der Zeit...", so beginnt der Vater nun, wie jedes Jahr, seinem Sohn eine Geschichte vorzulesen, die seit zweitausend Jahren immer wieder nachgedruckt wird und den Erzähler Lukas und seinen Ko-Schreiber Matthäus zu Bestsellerautoren gemacht hat. Jetzt aber passiert etwas Unerhörtes in dieser besinnlichen Kleinfamilie, die traditionell Union wählt. Der Sohn muckt nämlich auf: "Nein, Papa, nicht schon wieder! Das ist doch eine blöde Geschichte, die geht jetzt gar nicht mehr!" Der Vater aber macht unbeirrt weiter: "...dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde..." – "Hah! Globale Volkszählung, so ein Quatsch..." – "Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war." – "Weihnachten in Syrien! Ja, die spinnen doch!"

Der Vater erzählt trotzdem weiter, wenn auch ein bisschen eingeschüchtert, und er kommt jetzt an die Stelle mit der Maria, die quasi ein Gründungsmythos für das christliche Abendland ist und dessen Betreuerin, die CDU: "Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge." Aber nun legt der Sohn sowas von los: "Ich kann's nicht mehr hören! Dieses sentimentale Wohnungsnot-Gesabbel! Ist doch klar, dass in Bethlehem zur Weihnachtszeit alles voll ist, Hotels, Hostels, Absteigen und Airbnb, das regelt halt der Markt! Diese Maria und dieser keusch mittrottelnde Josef, die sollen doch froh sein, dass sie ganz ohne Voranmeldung überhaupt noch den letzten Krippenplatz gekriegt haben!" In Stuttgart, ereifert sich der Sohn, da sehe das ganz anders aus, "da geht es nämlich geordnet zu, da muss man sein Kind schon vor der Empfängnis anmelden, egal ob die unbefleckt geplant ist oder nicht."

Engel im Geflügelauflauf

Der Vater ist jetzt still geworden, murmelt aber noch was von einigen Hirten. Doch schon ruft der Sohn erneut dazwischen: "Diese ungelernten Hilfskraft-Migranten!" Dann rollt er die Augen und mokiert sich über den Mindestlohn: "Den haben diese Araber für ihre schlampige Jesus-Verehrungs-Dienstleistung bestimmt nicht verdient!" Inzwischen wirkt der Vater etwas hilflos. Er fährt aber fort und erzählt jetzt noch was von einem Engel, um den herum es sozusagen wegen eines Geflügelauflaufs ziemlich voll und auch sehr laut wird. Dieser Engel wird nämlich umringt, so zitiert der Vater, von "der Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Den Sohn beeindrucken solch besinnliche Worte freilich nicht, ihm ist vor kurzem schon viel Höheres passiert. Ja, es ist ihm der Messias erschienen, und zwar in Gestalt von Friedrich Merz. Dass der nicht von allen als Messias anerkannt wurde, sei zwar "eine gottverdammte Schande", aber noch sei ja nicht aller Tage Abend. "Der Friedrich wird noch eine saubere Wiederauferstehung hinlegen, und vielleicht braucht er dazu nicht mal drei Tage Anlauf!", schreit der Sohn seinem leicht verwirrt wirkenden Vater ins Gesicht.

"Ja, magst du Weihnachten denn gar nicht mehr? Wenigstens dieses Gefühl von Tannenspitzen und Lichtlein blitzen?", fragt der Vater jetzt seinen Sohn. "Doch, schon", sagt der und präzisiert: "Als Hau-weg-das-Grünzeug-Ritual, als Freudenfest für alle Baumfäller!" Der Vater seufzt und versucht es dann trotzdem nochmal mit seiner alten Geschichte. Er ist jetzt beim himmlischen Stern angekommen und bei den drei Königen aus dem Morgenland, die von diesem Leuchtkometen nach Bethlehem komplimentiert werden. "Der Stern!", unterbricht da der Sohn höhnisch. "Das ist wahrscheinlich der Stern vom neuen Mercedes, zweite Generation GL-Klasse, mit Supernavi, das den Kaspar alias Mohammed bin Salman und seinen Königskumpel Melchior zur Krippenschau führt!" – "Und was ist mit dem Balthasar?", fragt der Vater konsterniert. – "Der kommt aus Afrika und hat Einreiseprobleme."

Aber so ganz gibt der Vater noch nicht auf, er will noch erzählen, was nach dem Abdieseln der Könige geschah, nämlich schon wieder die Erscheinung eines Engels, diesmal in einem Traum des braven Josef. Und dieser Engel befiehlt der Heiligen Familie die Flucht nach Ägypten, weil Herodes nämlich das Jesus-Kind ermorden will. "Herodes hin oder her, Syrien ist ein sicheres Herkunftsland oder jedenfalls bald!", ruft der Sohn dazwischen und zitiert Annegret Kramp-Karrenbauer: "Bestimmte Regionen Syriens könnten in absehbarer Zeit sicher genug sein, um abgelehnte, straffällig gewordene Asylsuchende dorthin abzuschieben." Dann ergänzt er noch: "Straffällig sind unsere Asyltouristen Maria und Josef schon deshalb, weil sie sich den Strafverfolgungsbehörden entziehen wollten."

"Andererseits", wendet der Vater kleinlaut ein, "wenn die Heilige Familie damals keine Einreisegenehmigung für Ägypten erhalten hätte, gäbe es das Christentum gar nicht. Also auch kein Weihnachten, keine Geschenke, kein Amazon, kein ..." Und dann kommt ihm ein Gedankenblitz und er fügt hinzu: "Vielleicht nicht mal eine CDU!" Da nun wird der Sohn ganz blass und bittet den Vater, die Weihnachtsgeschichte doch noch einmal vorzulesen.

P.S.: Die Rechnung für den Krippenplatz in Bethlehem wurde übrigens nie beglichen. Sie ist im Lauf von 2018 Jahren inzwischen zu einer Summe aufgelaufen, die eventuell nicht mal aus Helmut Kohls Schwarzgeldkassen beglichen werden könnte. Da kommt auf die CDU als Heilige-Familie-Rechtsnachfolger also noch einiges an Ärger zu.


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