Der Russe ist ein Drecksack, der... aber nein, so kann man keine Filmkritik beginnen. Also lieber so: Die Bolschoi-Primadonna Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) wird von ihrem intriganten Ballettpartner absichtlich arbeitsunfähig getreten und dann von ihrem Onkel Vanya (Matthias Schoenarts), der schon immer ein böses Russenauge, äh, neutraler formuliert, der schon immer ein inzestuös-geiles Auge auf sie geworfen hat, unter Druck gesetzt und für den Geheimdienst rekrutiert. Zuerst lockt Dominika nun einen russischen Drecksack, äh, also, einen mächtigen, aber missliebig gewordenen Oligarchen in ein Hotelzimmer, der sich umstandslos ans Vergewaltigen macht, dabei aber von einem Killer per Drahtschlinge final unterbrochen wird.
Nach dieser ersten Mission muss sich Dominika im russischen Red-Sparrow-Agenten-Ausbildungsprogramm bewähren, ansonsten gibt es nämlich "eine Kugel in den Kopf!" Zu den Spezialitäten dieser Institution, in der junge Frauen in braunen Uniformkleidchen sehr ernste Mienen machen, zählt die sexuelle Demütigung, also das Nackig-machen-Müssen vor versammelter Mann- und Frauschaft oder das Antreten-und-Ducken-zum-Blow-Job. Als ein russischer Drecksack, äh, als ein Kommilitone von der eisig-strengen Ausbilderin Matron (Charlotte Rampling) den Auftrag erhält, unsere Heldin Dominika mal so richtig und quasi als Seminararbeit ranzunehmen ("Dein Körper gehört dem Staat!"), glotzt sie dem Burschen so abschätzig auf den Pimmel, dass selbiger sich und seinen Besitzer hängen lässt.
Das alles wirke nie "selbstzweckhaft oder ausbeuterisch", schreibt die deutsche Kritikerin Antje Wessels und bescheinigt dem Film, in dem sich die Heldin nun in den guten CIA-Agenten Nash (Joel Edgerton) verliebt, "trotz oft verführerischer Hochglanzoptik ein erkennbares Bemühen um eine gewisse Wirklichkeitsnähe, zu der eben auch eine ungeschönte Darstellung der brutalen Seiten des Metiers gehört." Wessels Kollege Owen Gleiberman vom Hollywoodfachblatt "Variety" freut sich überdies, dass "Red Sparrow" die "Spannungen des Kalten Krieges wiederaufleben lässt", und dass Putin, auch wenn er nicht direkt auftrete, irgendwie anwesend sei als "Halbgott einer Verderbtheit, die andere Charaktere ausagieren." Vielleicht noch eine dritte Meinung? Also gut: "Red Sparrow" ist ein ebenso dreistes wie primitives Hetzstück, das direkt aus einem Think Tank der Transatlantiker stammen könnte.
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Andromeda Müller
am 03.03.2018