Weiß Gott, wir leben in schwierigen Zeiten. Als Individuen, als Familien, als Gruppe von Hoffnungslosen und Hoffnungsträgern. Geht's uns gut? Geht's uns schlecht? Was müssen wir tun, damit es uns (noch?) besser geht? Mehr Israel oder mehr Gaza oder weniger beides? Mehr Rheinmetall, Rente, Reibach, Kriege, Krisen, Konsum, mehr Kapitalismuskritik, mehr Rückwärts mit der Demokratie und weniger Ruck nach rechts? Weiß Gott. Ich nicht.
Aber ich weiß: Die progressive Kultur steht mehr denn je im Visier der Scheitelträger – also sollten, ja müssen unsere Standpauken für Demokratie und Menschenrechte lauter werden! Kein Adventsgedudel. Okay, in diesen Zeiten ist viel von Hoffnungen die Rede, die erfüllt, enttäuscht, zerstört wurden – von berechtigten und falschen, verlorenen und gefundenen. Realos und Spontis stehen sich schwerbewaffnet gegenüber, doch beide und ich werden nicht leugnen: Die verbreitetsten Botschaften dieser Tage künden von Klimakatastrophen (nenn mich nie mehr Krise, ich heiß’ Katastrophe, Alder!), von Untergängen des Abendlands – diesmal endgültig –, von Hungerleidern und Unterdrückern allerorts, von drohendem Faschismus und Krieg.
Wir sind dann aber komischerweise oft sehr verwundert, wie wenige Leute uns zuhören mögen – selbst wenn du sie am Kittel packst und schüttelst wie mich meine Omi Glimbzsch, wenn ich bei Fliegeralarm lieber in den Himmel guckte (Stuka!), statt im Bunker auf den Frieden zu warten.
Also besser lügen als die anderen? Augen zu und durch? Der Stellvertreter Gottes hat auf seinen Reisen zu den hörenden Völkern neben der frohen Botschaft, dass im Jenseits alles besser wird, immer auch eine Menge Protest im Gepäck gegen Krieg und ungezügelten Kapitalismus und wie das alles so zusammenhängt – und dass Beten deutlich zu wenig ist. Seh' ich ähnlich. Danke, Robert.
Na klar: Wir brauchen Orte zum Träumen und Orte zum Handeln, sag' ich mir. Dieser Ort kann dein Haus sein, deine Straße, deine Stadt, dein Land – und wenn du willst: die Welt. Dieser Ort kann in der Ferne liegen, in einer Schulklasse, in einem neuen Wohnprojekt. Die Reise zu den Orten ist eine Reise ins Ungewisse. Aber sie ist spannend, mach' sie, weil es gilt, unterwegs zu sein. Und warum nicht mit dir, mit Ihnen?!
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt's hier zum Nachgucken.




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