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Das Wettern der Woche

Himmel der Atheisten

Das Wettern der Woche: Himmel der Atheisten
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Zu den grausamen Bildern der letzten Tage – sie werden bleiben – gehören die Hungernden irgendwo in den qualmenden Ruinen von Gaza: Zehntausend Kinder, in den Händen einen leeren Blechnapf, einen Topf, einen Teller, in den Himmel gestreckt gestreckt voller Hoffnung, wenigstens einen Löffel des dürftigen Breis abzubekommen: verdünnt und verlängert mit den Regenwassern der westlichen Werte aus der nächsten Pfütze. Jetzt Hamas. Oder Hamas nicht?

Wird's Regen geben? Wenn nicht, ist es das aus für den Rasen vorm Haus! Wir haben diesmal, zum Weltbienentag am 20. Mai, nochmal nachgesät, für widerstandsfähige Wiesen. Der Samen ist teuer genug – fast 170 EU für 500 Gramm. Das Saatgut reicht für 250 qm. Soviel Fläche ist das nun auch wieder nicht. Aber Dank der Aufnahme vieler mehrjähriger Arten, darunter Hornkraut und Katzenminze, zeichnet sich diese Mischung durch ihre Standfestigkeit und Langlebigkeit aus. Sie eignet sich besonders für trockene Böden und Böschungen. Zudem ist diese Mischung sowohl für die Aussaat im Frühjahr bis Mai als auch im Herbst bestens geeignet. Doch Achtung: Eine Blumenwiese sollte nicht öfter als zwei bis drei Mal pro Jahr gemäht werden.

Mahmoud Darwish, seit 2008 im Himmel der Atheisten, ruft uns zu, an die anderen zu denken, wenn wir unser Frühstück vorbereiten. Wir sollten auch nicht vergessen, die Tauben zu füttern. "Wenn du dich in Kriege stürzt", schreibt er weiter, "denke an die anderen. Vergiss nicht die, die um Frieden bitten. Wenn du die Wasserrechnung bezahlst, denke an die anderen. Jene, die aus Wolken trinken. Wenn du ins Haus zurückkehrst, in dein Haus, denke an die anderen. Vergiss nicht die Menschen der Zelte. Wenn du schläfst und die Planeten zählst, denke an die anderen. An die, die keinen Schlafplatz gefunden haben. Und wenn du deine Seele mit Metaphern befreist, denke an die anderen. Jene, die das Recht auf Worte verloren haben. Und wenn du an die weit entfernten anderen denkst, denke an dich selbst. Sag: Ich will eine Kerze in der Dunkelheit sein."

Mahmoud Darwish erhielt "lebenslang" von Israel. Das Haus seiner Familie wurde gestohlen wie sein Leben in den Heimaten zwischen den Grenzen von gestern und dem Grauen am Morgen. Mit offenen Wunden, nach-denkend auf den Bombenteppichen, bleibt er dabei: Denk' an die anderen.

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt's hier zum Nachgucken.


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