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Das Wettern der Woche

Immer Ärger mit der Demokratie

Das Wettern der Woche: Immer Ärger mit der Demokratie
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Erstaunlich, dass die nicht auswandern: Fast 60 Prozent von Befragten behaupten, dass sie wenig bis Null Vertrauen in die Bundesregierung haben, und 80 Prozent haben wenig bis Null Vertrauen in die Parteien. Ach, Sahra, viele wünschen sich einen starken Mann – nein, von Frauen ist nicht die Rede –, also einen, der mal richtig durchgreift (er kann auch bissel antisemitisch sein), der Schluss macht mit Genderei und Umvolkung. Einen also, der die Grenzen abdichtet, der Polizei den Rücken stärkt und endlich was für unsere Leute tut. So einer ist momentan weit und breit nicht zu sehen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis dahin geht ein Teil der Leute protesthalber nicht wählen, ein anderer Teil wählt schräg und viele dürfen überhaupt nicht. Vornehm gesagt: Die Wahlmüdigkeit nimmt zu, und nicht mal ein Sieg der AfD ist ein Wecker. Drück' auf Schlummern statt auf Aufstehn. Nur beim Heizungsgesetz sind alle auf der Gass'.

Erinnern Sie sich? 1991 wurde der "Besserwessi" zum Wort des Jahres, 2014 die "Lügenpresse" zum Unwort. Mit Lügenpresse ist alles gemeint außer Russia Today und Telegram: 40 Prozent der gebildeten Menschen im Lande sind sich sicher, dass die Politik "den Medien" sagt, wo es inhaltlich langzugehen habe und Vorgaben für die Berichterstattung mache. Viele glauben darüber hinaus nicht nur an Gott, sondern auch, dass in den deutschen Medien häufig und absichtlich geschwindelt wird. Möglicherweise gehören hierzu auch die Redaktionskonferenzen von "heute-schau" und Böhmermann. Man merkt: Es fehlen 180.000 Lehrer:innen.

Meine Omi Glimbzsch in Zittau würde gern was anderes wählen, wenn was da wäre, vielleicht sogar Kommunismus statt Kapitalismus. "Aber das gibt's ja nich' mal in der Volksrepublik China", klagt sie und hofft, dass sie noch einen Schuss frei hat. Einen Versuch wär's ja wert. Die Omi zitiert gern Hannah Arendt und Rosa L., aber auch – päpstlicher als der Papst – Franziskus. Der Römer meinte neulich lapidar: "Kapitalismus tötet!" Und "damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen" (Quelle: die "Zeit" vom 13. Juni 2014).

Mundtot gemacht oder "draußen" ist demnach niemand, der dieses Fass aufmacht. Aber draußen sind alle, die pennen oder denen das alles am Arsch vorbeigeht – ob es jetzt die Knäste vor den Außengrenzen sind, Mindestlohn oder Rassismus, die Zunahme von Einfalt und Gewalt, der Tagebau-Abbau von Demokratie oder die stillschweigende Verachtung für Menschenrechte. Draußen ist nur ein empörender Teil der Mitte der Gesellschaft und der Grundkonsens: Dass wir das Grundgesetz und die Verfassung zu schützen haben.


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.


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